Das alte Rom war untergegangen, die Spätantike zerschlagen. In Mitteleuropa hatten die Karolinger ein christlich-europäisches Staatswesen entwickelt, das nach einer kurzen Blüte (vor allem unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen) wieder an Bedeutung verlor. Doch mit dem Ende des 10. Jahrhunderts brechen nicht nur ruhigere Zeiten an für Europa, auch neue Kunst und Architektur beginnen sich abzuzeichnen, die an Impulse aus dem karolingischen Raum anschließen, diese aber zugleich überwinden. Ihr trotz aller regionalen Verschiedenheit herausragendstes Merkmal: der Rundbogen. Die faszinierende Epoche der Romanik mit ihren mystischen, monumentalen Bauten war angebrochen.
Das gemeinsame romanische Erbe von fünf europäischen Regionen (Sachsen-Anhalt, Thüringen, Provinz Modena, Kärnten und Slowenien) wird mit der Transromanica, einer der bedeutendsten Kulturstraßen des Kontinents, vorbildlich erschlossen. So finden sich in Kärnten bedeutende Kleinode der romanischen Kultur, besonders wertvolle mittelalterliche Schätze und Kostbarkeiten, die man zum Beispiel in Form von drei sorgsam zusammengestellten Themenrouten („Eine Zeitreise in mittelalterliche Welten“, „Reisen auf den Pilgerwegen der Romanik“ und „Die Moderne trifft mittelalterliche Bauten“) erleben kann.
Herausragend ist etwa der mächtige Gurker Dom, entstanden in der Abgeschiedenheit des Gurktals und einer von Österreichs wichtigsten romanischen Bauten. Er birgt Schätze von unsagbarem Wert wie eine Pietà von Raphael Donner, einen 16 Meter hohen spätbarocken Hochaltar und kostbare Fresken, die dem Volk die Bibel in bunten Bildern erklärten. Im ältesten Teil der Kirche, der mystischen einhundertsäuligen Krypta, liegt das Grab der sagenumwobenen Kärntner Landesmutter, der heiligen Hemma.
Die malerische Halbinsel Maria Wörth wiederum lockt mit der Propsteikirche aus dem 12. Jahrhundert, die den Märtyrern Primus und Felician geweiht ist. Wie ihre kleine Schwester, die „Winterkirche“, wurde sie durch Brände schwer beschädigt und präsentiert sich heute spätgotisch mit einem schönen romanischen Portal.
Das imposante Stift Sankt Paul im Lavanttal, einst von den Spanheimern gegründet und von den Benediktinern zur Blüte gebracht, birgt Kunstwerke von nahezu unschätzbarem Wert, etwa Werke von Peter Paul Rubens, Albrecht Dürer und Anthonis van Dyck, das kostbare Adelheidskreuz der Königin von Ungarn, Tausende wertvoller Handschriften und Bücher und sogar ein Chinamuseum. Die romanische Stiftskirche zählt zu Österreichs wichtigsten sakralen Bauten.
Eine einzigartige Zeitreise ins Mittelalter ermöglicht die Burgenstadt Friesach mit ihren zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert entstandenen Bauwerken, wie etwa den elf Meter hohen Stadtmauern mit dem dazugehörenden Wassergraben – Österreichs besterhaltene Stadtbefestigung! –, der Burganlage auf dem Petersberg, dem Bergfried mit der Rupertikapelle, der Peterskirche und der Stadtpfarrkirche.
Schließlich das im 10. Jahrhundert errichtete Stift Millstatt – aus dieser Zeit stammt der herrliche Kreuzgang mit eindrucksvollen Spuren romanischer Kunstfertigkeit. Sehenswert auch das prächtige romanische Stufenportal der Stiftskirche. Im 12. Jahrhundert betrieben hier Benediktiner berühmte Mal- und Bildhauerwerkstätten, und in der Schreibschule entstanden die kostbaren Millstätter Schriften – das älteste Denkmal deutscher Dichtung in Österreich.
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