Sigmund Freud hatte ein kompliziertes, wenn nicht kritisches Verhältnis zu Österreich und vor allem auch zu Wien. Wie viele Wiener Juden seiner Zeit betrachtete er hingegen England als eine bewundernswerte Demokratie. Freuds ältere Brüder lebten in Manchester und ihnen sollte nur ein einziger Besuch 1908 gelten, aber Freud übte sich in der englischen Sprache und zitierte häufig aus der englischen Literatur. Er nannte einen seiner Söhne nach Oliver Cromwell und ließ im Juli 1914 seine jüngste Tochter Anna alleine nach England reisen. Als Freud sich 1938 zur Emigration nach London entschloß, fuhr er in eine Fremde, die ihm bereits bekannt erschien und auch kein wirkliches Exil sein konnte Denn die Frage von Verlust, Erinnerung und imaginativer Konstruktion, die Freuds psychoanalytische Arbeiten prägt, kommt gerade auch in seinem Verhältnis zu England zum Ausdruck, einem Land, das nun an Freuds Lebensende dazu berufen sein sollte, nicht nur dem Psychoanalytiker, sondern auch seiner psychoanalytischen Assoziation einen neuen und gleichzeitig fremd-vertrauten Ort zu bieten—die ersehnte, imaginierte, doch immer auch unmögliche Heimat.
Panel Talks: Freitag, 9. November 2018, 10:00 – 18:45 Uhr im Sigmund Freud Museum, Berggasse 19, 1090 Wien
Mit Elana Shapira, Louis Rose, Michal Shapira, Werner Michler, Lisa Silverman, Laura Marcus, Régine Bonnefoit, Mitchell Ash und Friedrich Stadler. Mehr Informationen finden Sie hier ...
Konzept von Elana Shapira, Universität für angewandte Kunst Wien, Projektleiterin des FWF-Forschungsprojekts „Visionäres Wien: Design und Gesellschaft 1918-1934“ & Daniela Finzi, Sigmund Freud Museum.
Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten, freie Platzwahl!