Die Revolution frisst unsere Kinder auf


Die Revolution frisst ihre Kinder!

10. April 2019
Ein Film- und Theaterprojekt von Jan-Christoph Gockel & Ensemble IN KOOPERATION MIT AFRICOLOGNEFESTIVAL! Unter der Schirmherrschaft von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. „Setzt die Leute aus dem Theater auf die Gasse“, heißt es in Georg Büchners Revolutions-Drama „Dantons Tod“. Das Schauspielhaus Graz folgte der Aufforderung: Vier Wochen lang bewegte sich das Produktionsteam mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel – darunter Ensemblemitglieder Julia Gräfner und Raphael Muff – in Burkina Faso auf den Spuren der dortigen Revolution von 2014. Auf dieser Reise wurde im Austausch mit den Burkinabè recherchiert, interviewt, musiziert, geprobt und viel erlebt. Aber vor allem wurde das meiste davon mit der Kamera festgehalten. Das Schauspielhaus Graz hat mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel und dem Kameramann Eike Zuleeg einen Film gedreht und nach der Reise ein Theaterstück auf die Bühne gebracht. Im Theaterstück verarbeiten die Schauspieler*innen ihre Erfahrungen spielerisch in Kombination mit filmischem Material, das das Publikum mit auf die Reise nach Westafrika nimmt.

"Die Revolution frisst ihre Kinder!" erzählt von einer Theatertruppe, die nach Burkina Faso reist und dabei in eine Revolution gerät. Die Regisseurin, gespielt von Julia Gräfner, verfällt in einen inszenatorischen Wahn: Endlich ist sie an der Wurzel ihrer Kunst, endlich mischt sich politische Wirklichkeit mit Fiktion. Während in ihrem Team – bestehend aus den zwei Puppenspielern Raphael Muff und Michael Pietsch und dem Musiker Komi Togbonou – die Angst vor der Unberechenbarkeit der Revolution, sowie der Regisseurin, steigt. Auch die Grazer Intendantin Evamaria Salcher sorgt sich über die ausbleibende Kommunikation, und der Schauspieler Florian Köhler probt zuhause sein Solo als Danton.

Im Stil einer „Fake-Dokumentation“ blickt das Stück hautnah hinter die Kulissen des Stadttheaterbetriebs, der ein ziemlich verrücktes Projekt stemmt. Man sieht die Theatertruppe, wie sie während der Reise auf reale und fiktive Personen trifft, wie sie immer tiefer in den Mythos rund um den (realen) charismatischen Unabhängigkeitskämpfer und 1987 ermordeten Präsidenten Thomas Sankara eintaucht, der dem zu französischen Kolonialzeiten Obervolta genannten Staat 1984 den Namen Burkina Faso gab, übersetzt „Land der aufrechten Menschen“. Mutmaßlich war Sankaras Nachfolger Blaise Compaoré an dem Mord von Thomas Sankara beteiligt und regierte danach autokratisch 27 Jahre lang – bis 2014 eine Revolution ausbrach.

Ausgangspunkt für diese Stückentwicklung war die Inszenierung „Der Auftrag: Dantons Tod“ von Jan-Christoph Gockel am Schauspielhaus Graz, die im Jahr 2017 mit dem Wiener Nestroypreis ausgezeichnet wurde. Den Hintergrund für die Weiterentwicklung dieser Theaterarbeit in Burkina Faso bildet ein reales Ereignis: Jan-Christoph Gockel hat 2014 den Volksaufstand selbst miterlebt, als er sein Stück „Coltan-Fieber“ für das Festival Les Récréâtrales erarbeitete. Am Tag der geplanten Premiere wurde der damalige Präsident Blaise Compaoré gestürzt. Diese eindrücklichen Erfahrungen der Revolution, bei der sich Kunst und Politik kraftvoll vereinten, wurden in „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ verarbeitet.

Die Produktion wird im Rahmen des africologneFESTIVAL 2019 – dem Festival der afrikanischen Künste in Köln –unserem Kooperationspartner, gezeigt werden. Außerdem wird im Frühjahr 2019 „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ als eigenständiger Spielfilm postproduziert.

Details zur Spielstätte:
Hofgasse 11, A-8010 Graz

Veranstaltungsvorschau: Die Revolution frisst ihre Kinder! - Schauspielhaus Graz - Schauspielhaus

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