Praktisch über Nacht sehen sich die Bewohnerinnen des Hauses der Witwe Bernarda Alba hinter karge, weiße andalusische Mauern verdrängt, die den Klostermauern eines strengen Frauenordens nicht unähnlich sind. Kontakt mit der (männlichen) Außenwelt des Dorfes ist vor allem den jungen Frauen nur bedingt gestattet, oberstes Ziel der Mutter ist die Einhaltung des unhinterfragten Trauerrituals und die Aufrechterhaltung der Fassade von wohlanständiger Bürgerlichkeit. Verbündete im Kampf gegen den Wunsch nach Freiheit und gegen die Sexualität ihrer Töchter sind ihr die Religion und die Maximen des Ehemannes und Vaters, der in der Erinnerung lebendig gehalten wird. Und obwohl oder gerade weil Männer abwesend sind im Haus der Witwe Bernarda Alba, sind sie doch omnipräsent im Denken und Fühlen sämtlicher Bewohnerinnen, die jeweils eigene Strategien entwickeln, um mit dem Nicht-Vorhandenen umzugehen.