In seiner antiken Tragödie „Die Bakchen“ beschwört Euripides die Kräfte von Delirium, Unvernunft, Hysterie und Wahnsinn. Rauschhaft führen sie von Blendung zu Blindheit und von der Blindheit zur Offenbarung. Dabei erzählt er von Grausamkeit ebenso wie vom Wunsch nach Frieden, von exzessiver Wildheit und vom Streben nach einem einfachen Leben. Ein Stoff, wie geschaffen für Tänzerin und Choreografin Marlene Monteiro Freitas. Die Arbeiten der kapverdischen Künstlerin bewegen sich stets zwischen körperlichem Exzess und kühler Abstraktion, sind düster und sinnlich zugleich. In „Bacchae – Prelude to a Purge“ arbeiten sich 13 Performerinnen und Performer am Theater selbst und seiner kathartischen Kraft ab. Unterstützt von tobenden Trompetenklängen schreien sie ihre Besessenheit laut hinaus und tauchen tief in die menschliche Psyche ein: ein Seiltanz der Intensität, ein Stresstest für Glauben und Überzeugungen.