Die aneinandergereihten Szenen bilden ein Opus, das schwer einem Genre zuzuordnen ist, es ist weder Oper noch Oratorium. Philosophische Fragen, die Suche nach Sinn und Schönheit werden von Schumann in fesselnde, dramatische Sphären entführt, bis Mephistopheles lächelnd verkündet: „Er fällt, es ist vollbracht“. Schumann gliederte seine „Faust“-Szenen in drei Abteilungen und komponierte sie in umgekehrter Reihenfolge. 1844 schrieb er die Schlussszene aus „Faust II“, genannt „Fausts Verklärung“, dann den Mittelteil (mit dem Sonnenaufgang, der Mitternacht und Fausts Tod), darauf die Gretchen-Tragödie. Erst 1853 vollendete er das Werk mit der Ouvertüre. Schumann wählte die Szenen mit höchster Sorgfalt aus und vertonte diese wortgetreu, praktisch ohne Kürzungen. Es handelt sich um das einzige Werk Schumanns, bei dem er nicht den Text geändert hat.
Ein großer Verfechter der „Szenen aus Goethes ,Faust‘“ war Nikolaus Harnoncourt. Anlässlich einer Aufführung sagte er in einem Interview: „Das Werk gehört für mich zum Größten, das es in der Musik gibt. In dieser absolut irrealen Schlussszene, wo in der Luft, im Gebirge sich alles hochwindet, sehe ich auch eine große Verbindung zur Malerei. In diesem dritten Teil, der Schilderung der Erlösung – eigentlich ein komplettes Werk für sich –, sehe ich eine Art Versuch, ein weltliches deutsches Oratorium zu machen.“
Robert Schumann
Komposition in drei Abteilungen und einer Ouvertüre für Solostimmen, Chor und Orchester
Text aus Johann Wolfgang von Goethes Faust I und II
In deutscher Sprache