Shakespeare und Vergil haben Berlioz zu seinem in jeder Hinsicht maßlosen Werk inspiriert. Troja und Karthago, die beiden gegensätzlichen Schauplätze seiner zweiteiligen Grand Opéra, verbindet der Autor und Komponist über die Figur des trojanischen Flüchtlings und zukünftigen Stammvaters der Römer, Aeneas.
Im ersten Teil sieht die Seherin Kassandra den Untergang Trojas voraus und warnt vergeblich vor der Gefährlichkeit des hölzernen Pferdes. Als sie mitansehen muss, wie die Griechen Troja in Schutt und Asche legen, nimmt sie sich das Leben. Einem kleinen Trupp unter Führung von Aeneas gelingt es, den Angreifern zu entkommen. Vom Geist des Helden Hektor beauftragt, bricht Aeneas mit seinen Männern Richtung Italien auf, um dort das ewige Rom zu gründen.
Im zweiten Teil stranden die Flüchtlinge in Karthago und unterstützen Königin Dido im Kampf gegen Iarbas, den König der Gaetuler. Berlioz entwirft das Panorama eines prosperierenden, utopisch anmutenden Staates. Doch als Aeneas und Dido sich ineinander verlieben, nimmt auch hier das Unheil seinen Lauf: Aeneas verlässt Karthago, um seinem Auftrag zu folgen. Dido, die daran verzweifelt, begeht Selbstmord.
Erst hundert Jahre nach dem Tod seines Schöpfers wurden Die Trojaner zum ersten Mal vollständig aufgeführt. Das monumentale Ausnahmewerk besticht durch seine innovativen und kontrastreichen Klanginszenierungen. Seine „couleur dramatique“ macht das Orchester zum Träger des Geschehens. Lyrische Arien und opulente Chöre ergänzen die dramatischen Orchestersätze zu epischen Klangwelten – eine faszinierende Mischung aus Leidenschaft, Dramatik und historischer Erzählung.