Anfang 1907 kamen Pazifisten in vielen Ländern zusammen, um den Weltfriedenstag zu feiern. In Wien sprach Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner vor Anhängern über ihre Vision von einer gerechten, toleranten Welt in Eintracht und Brüderlichkeit. Ihr Credo sah sie in dem Gedicht „Friede auf Erden“ von Conrad Ferdinand Meyer eingelöst, das Arnold Schönberg einer Chorkomposition zugrunde legte, die er unmittelbar danach für ein Preisausschreiben des Steiermärkischen Musikfestes in Graz komponierte. Seine „Illusion für gemischten Chor“ entstand im Glauben an eine „reine Harmonie unter Menschen“. Aus der Erkenntnis um die erschütternden Dissonanzen unter Menschen und die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs schuf Schönberg Jahrzehnte später das ergreifende Bekenntniswerk „Ein Überlebender aus Warschau“ nach eigenem Text, an dessen Höhepunkt das vom Chor intonierte jüdische Glaubensbekenntnis steht. Auch Igor Stravinskys neoklassizistisches Opern-Oratorium „Oedipus Rex“ benennt existenzielle Fragen. In dem von Jean Cocteau nach Sophokles gestalteten Text artikulieren die Figuren in lateinischer Sprache, sie sind Verkünder eines Mythos: strukturiert, klar, archaisch, ein Crossover von slawischer Kirchenmusik, Klassik bis hin zum Jazz. Sunnyi Melles – an der Oper Graz zuletzt verwandlungsreich in Edvard Griegs „Peer Gynt“ sowie Herbert Chappells „Paddington Bärs erstes Konzert“ zu erleben – wird das Thema „Friede auf Erden“ als ebenso zentrale wie immer gültige Herausforderung an die Menschheit interpretieren.
Da die Oper Graz ein umfassendes Rahmenprogramm zu diesem Themenkreis anbietet, ist das Opernhaus bei diesen Vorstellungen schon ab 18 Uhr geöffnet.