1960: Lisa erinnert sich. Zunächst nur verschwommen, drängen immer mehr vergessene Melodien, Gesichter, Berührungen und Narben an die Oberfläche ihres Denkens, bis es schließlich kein Zurück mehr geben kann und Lisa erneut durch den „stinkenden Sumpf“ von einst watet. Lisa erinnert sich an ihre Zeit als SS-Aufseherin im KZ Auschwitz und im Besonderen an die Insassin Marta, die den Musiker Tadeusz liebt und die hofft, gemeinsam mit ihm und den anderen das Ende des Krieges zu erleben. Doch kann es an einem Ort wie Auschwitz Hoffnung geben? Mieczysław Weinberg komponierte die Oper 1968 nach dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz, die ihre Erinnerungen durch den Blickwinkel der Täterin Lisa verarbeitete: Die Frage nach Schuld und die erneute Begegnung mit der Vergangenheit in der Gestalt Martas gehen unter die Haut, werden von Weinberg in berührende Harmonien überführt. Seine Musik bewegt sich dabei zwischen Beethoven, Mahler und Schostakowitsch, um einen Augenblick später Kinderlieder, Folklore und Chansons zu zitieren, die uns mithineinziehen in den unvorstellbaren Wahnsinn dieser Zeit. Für die Rolle der Lisa kehrt Dshamilja Kaiser zurück nach Graz und trifft dort auf Nadja Stefanoff in der Rolle der Marta, die uns zuflüstert: „Und ihr, meine Freunde, seid auch bei mir … Wenn eines Tages eure Stimmen verhallt sind, dann gehen wir zugrunde.“
Da die Oper Graz ein umfassendes Rahmenprogramm zu diesem Themenkreis anbietet, ist das Opernhaus an diesem Abend schon ab 18 Uhr geöffnet. Bei Sonntagsvorstellungen ab 13.30 Uhr.