1915 – mitten im Ersten Weltkrieg, die Donaumonarchie bricht auseinander, Europa geht unter – wird just im europäischen Zentrum, in Wien, Emmerich Kálmáns Operette »Die Csárdásfürstin« uraufgeführt. Das Wissen um den drohenden Untergang ist der »Csárdásfürstin« unüberhörbar eingeschrieben, denn die Figuren werfen die drängende Frage auf: »Weißt du, wie lange noch der Globus sich dreht, ob es morgen nicht schon zu spät?« und meinen gar: »Ganzes Dasein ist ein Schmarren«. Doch ebenso unmissverständlich rufen sie sich die große Botschaft des Stücks zu: »Habt Euch lieb!« Mag. Peter Konwitschnys Inszenierung der »Csárdásfürstin«, die zum Jahreswechsel 1999/2000 an der Semperoper erstmals gezeigt wurde, zum Skandal hochstilisiert worden sein, so äußerte sich Kálmáns Tochter Yvonne umso zustimmender: »Eine Vorstellung in dieser Art habe ich noch nie gesehen. Ich muss sagen, dass sie unglaublich wirksam ist. [...] Aber man muss die Leute auch vorbereiten, dass es nicht eine ›Csárdásfürstin‹ ist, wie sie anderswo läuft. Denn es ist ein sehr wertvoller, aber anstrengender Abend. Ein extremer Abend.«