Ein Korridor, ein Gang, ein Weg – zwischen Dunkelheit und Licht, Tod und Leben, Poesie und Rausch. Hier im Nirgendwo begegnen wir einem Mann und einer Frau. Dem Mythos zufolge verlor Orpheus seine geliebte Eurydike durch einen viel zu frühen Tod an den Hades. Doch sein Gesang besänftigte die Götter der Unterwelt, und sie willigten ein, Eurydike unter der Bedingung frei zu geben, dass sie hinter ihm gehen müsste und er sich nicht umdrehen dürfte, bis beide das Tageslicht erreicht hätten. Doch als Orpheus die Schritte seiner Frau Eurydike nicht mehr hinter sich hört, dreht er sich um … ein Atemholen, ein Blick und alles scheint verloren: „Dance her down to hell!“ Warum blickte er zurück? Nur wenige mythische Ereignisse sind so brutal wie dieser Moment, in welchem Torheit und Unumkehrbarkeit in existenzieller Bedeutung aufeinander treffen und eines der berühmtesten Liebespaare in den Abgrund stürzen lässt. Tauchen Sie mit Eurydike und Orpheus ab zwischen Unterwelt und Diesseits und begeben Sie sich ins Innere des Schloßbergs. Dort begegnen wir einem Paar, das sehnsüchtig sucht: nach Sprache, Berührung, Nähe, Worten, und dabei immer mehr auseinander driftet, bevor es erkennt …
Harrison Birtwistle nennt seine 2009 uraufgeführte Kurz-Oper ein „Stück virtuoses Kammertheater“, in welchem die Zuhörer in packende Schattenwelten entführt werden und dabei die Liebe in ihrer Existenz ins Schwanken gerät, denn da tritt die Darstellerin der Eurydike aus der Rolle und ruft uns fragend zu: „Diese perfekte Liebe, dieser perfekte Einklang, glaubst du denn daran?“