Eigentlich will Eliza Doolittle durch den Sprachunterricht bei Professor Higgins nur ihren lästigen Akzent loswerden, um den Sprung von der Straßenverkäuferin zur ehrenwerten Angestellten eines Blumenladens zu schaffen. Doch der ganz von sich und seinen Fähigkeiten überzeugte Higgins nutzt die Chance zum Experiment am lebenden Objekt: in seiner Hybris will er aus Eliza eine Lady nach seinem Bilde formen und die mit Oberst Pickering abgeschlossene Wette ist nur der geeignete Vorwand für seine berserkerhaften Methoden. Doch Higgins hat die Rechnung ohne Eliza gemacht, die ihn mit seinen eigenen Waffen schlägt – der guten Erziehung ...
Das Geheimnis des Erfolges von My Fair Lady liegt neben einer Fülle musikalischer Ideen – kaum einem anderen Musical entstammen so viele Songs, die bis heute als Klassiker gelten – im behutsamen Umgang mit der literarischen Vorlage: dem Autorenduo gelang eine musicalgerechte Adaption von George Bernard Shaws Pygmalion ohne auf die für das Musical so ungewohnte ironische Schärfe Shaws zu verzichten oder die Brisanz des Themas zu vernachlässigen. Elizas Geschichte ist die ihrer Auflehnung und ihres Ringens um Selbstbehauptung. Fast beiläufig erzählt sie von einer unmöglichen Liebe, die so alt ist wie das abendländische Bewusstsein: der zwischen Pygmalion und der von ihm erschaffenen Statue Galatea.