Otto Brusatti: DER ENTFESSELTE PROMETHEUS

Otto Brusatti, Autor, Regisseur, Moderator (auch ORF, "Pasticcio", "Klassik Treffpunkt" u.a.), Darsteller (*1948).
Seit Jahren in diesen Fuktionen in Gmunden bei den Festwochen tätig
MAHLERJAHR 2010 - PROMETHEUS

Lipiner (1856-1911), Schriftsteller, Übersetzer, Bibliothekar.
Verfasser von Großepen; weiland eine zentrale Dichtergestalt in Wien.
Man nannte ihn gar "den ersten und eigentlichen Nachfolger Goethes".
Mahler verehrte ihn, war sogar befreundet mit dem Dichter.
Er nannte ihn seinen Dionysos, den Tag seiner ersten Lekture im Prometheus bezeichnete Mahler als "einen Weihetag". Seine Dritte (komponiert im Salzkammergut) basiert auf der Dichtung,
unsprachig.

In Lipiners "entfesselten Prometheus" steigt dieser aus seiner Höhe, trifft Christus, verkehrt in wüsten Gesellschaften und bei Orgien, wird zu den Schicksalsgöttinen zurückgeschmissen, erreicht eine Erlösung. Das alles geschieht in Dutzenden an unterschiedlich gebauten Gesängen.

Mahlers Musik ist von Lipiner ungemein geprägt worden; mehr als man das
heute allgemein auch nur in Ansätzen weiß. Allein, wer kennt diesen Prometheus (noch)? Beinahe 10 Jahre vor dem Zarathustra Nietzsches geschrieben!

Die Aufführung der gesamten Dichtung ist so und am Ort beinahe wieder eine Premiere und im Mahler-Jahr eine Sensation (der Text ist schließlich nur mehr in ganz wenigen Ausgaben weltweit verfügbar - kaum ein Literatur-Speziallexikon nennt ihn noch, nicht einmal im Google darf er unter den Dutzenden an Prometheus-Prominenztexten mehr vorkommen).

Man muss sich tragen lassen - rund 3 Stunden lang - auch gelegentlich mit Musik im Hintergrund. Eine Pause zwischendurch - und da gibt es, so bietet es der Gestalter an, zur Rekreation Rosé-Wein gratis.

" ... leide aber, leide, stolzer Gott ... und hüll die Augen und flieh durch finstre Nacht ... in jede Seele schauend: Ich bin Du ..."