Unter der Schirmherrschaft des Japanischen Generalkonsulats Düsseldorf.
Anfang der 1960er Jahre erhielt das Kunstmuseum Düsseldorf eine umfangreiche Schenkung japanischer Farbholzschnitte (ukiyo-e). Unter diesen Werken befinden sich rund 220 Arbeiten der Zeichner Kunisada (1786-1865) und Kuniyoshi (1798-1861), die sich beide in ihren Werken durch fein abgestimmtes Kolorit und expressive Gesten der Dargestellten auszeichnen. Aus heutiger Sicht wirken ihre Blätter wie frühe Beispiele der heute so beliebten Mangas (japanische Comics). Nicht zuletzt deshalb gewinnen beide Meister auch international wieder mehr und mehr an Beachtung.
Die insgesamt ca. 80 Werke von Kuniyoshi und Kunisada, die in der Graphischen Sammlung des museum kunst palast seit 30 Jahren erstmals wieder gezeigt werden, geben einen interessanten Einblick in das vielfältige Schaffen beider Künstler. Zu sehen sind Farbholzschnitte mit Darstellungen schöner Frauen, Schauspielerbildnisse, Theaterszenen und Heldendarstellungen beider Meister, außerdem „Scherz“- und Katzenbilder sowie Zeichnungen von Kuniyoshi. Durch das sammlerische Geschick des Stifters Dr. Hans Lühdorf bietet sich in der Düsseldorfer Ausstellung die seltene Gelegenheit, Schauspielerdarstellungen und gemeinsam illustrierte Folgen der Künstler direkt miteinander zu vergleichen.
Während sich Kunisadas Ruf auf Schauspielerporträts gründet, ist Kuniyoshi vor allem für seine Krieger- und Heldendarstellungen berühmt. Beide Künstler griffen auf europäische Einflüsse wie die Zentralperspektive zurück und machen es so dem westlichen Publikum leicht, Zugang zu ihren Werken zu finden.
Sie lernten bei dem seinerzeit gefragtesten Schauspielzeichner Utagawa Toyokuni I (1769-1825) zu dem in der Blütezeit des ukiyo-e so viele Schüler drängten, dass u.a. der heute so beliebte Hiroshige keinen Platz mehr fand. Zeichner wie Kuniyoshi und Kunisada lieferten für die farbigen Holzschnitte „nur“ die Entwürfe, d.h. das Design, das von ebenso hervorragenden wie einfühlsamen Meistern anschließend in Holz geschnitten und gedruckt wurde.
Die Gattung des Schauspielerbildnisses, die in Düsseldorf durch aufschlussreiche Beispiele vertreten ist, geht auf das volkstümliche Kabuki-Theater zurück - ein Kassenschlager, an dem auch Handwerker und die Regenbogenpresse mitverdienten. Auf den Farbholzschnitten ist die Körperhaltung der Schauspielerstars abgebildet. Die Posen, Mi-e genannt, frieren die Hauptszenen ein.
Nach den Vorstellungen verlangten die häufig weit angereisten Besucher Bilder als Erinnerung an den Theaterabend. Diesem Wunsch entsprachen die Künstler mit Farbholzschnitten, die damals günstig zu erwerben waren. Es gab zahlreiche Holzschneidemeister, die sich auf diesen einträglichen Kunstzweig spezialisiert hatten, obwohl mehrere Entwürfe nötig waren, um ein Tageseinkommen zu sichern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beherrschte Utagawa Toyokuni I den Markt, bis sein Schüler Kunisada die führende Position einnahm.
Der zwölf Jahre jüngere Kuniyoshi hat es nie völlig verwunden, dass sein Mitschüler Jahrzehnte hindurch eine derart prominente Stellung innehielt, doch gab es bei aller Konkurrenz immer wieder auch gemeinsame Holzschnittserien beider Künstler – ein Zeichen für die hohe Disziplin in Toyokunis Schule.
Übereinstimmungen und Gegensätze beider Meister werden gut sichtbar, wenn sie dieselben Theaterszenen darstellen, selbst wenn manchmal Jahre dazwischen liegen. Gelegentlich sind Schauspieler aus dem Gedächtnis vor einen Hintergrund gesetzt, der mit der Bühne nichts mehr zu tun hat. Dies resultierte aus dem 1842 von der Regierung verabschiedeten Verbot, Theaterstücke darzustellen. Als Reaktion darauf, ließen die Künstler fortan die Bühnenhelden in historischen Erzählungen auftreten.
Utagawa Kunisada, der 1786 geboren wurde, war zu seiner Zeit der populärste, bedeutendste und finanziell erfolgreichste Zeichner japanischer Farbholzschnitte. Im Ansehen seiner Zeitgenossen rangierte er noch vor Hiroshige und Kuniyoshi. Er kam 1800 in die Lehre Toyokunis I. Wie in japanischen Meister-Lehrling-Beziehungen üblich, erhielt er von diesem einen offiziellen Künstlernamen mit einem Namensteil des Meisters – in diesem Fall Kunisada, abgeleitet aus dem zweiten Teil des Toyokuni. Bereits 1804 war er selbstständig, gab illustrierte Bücher heraus und zeichnete gemeinsam mit seinem Lehrer Theaterbilder. Am 12. Januar 1865 starb Kunisada in Edo, dem heutigen Tokio. Seine Produktivität war außerordentlich groß, sodass das Lebenswerk auf 20.000 – 25.000 Farbholzschnittentwürfe geschätzt wird.
Utagawa Kuniyoshi wurde 1798 als Sohn eines Seidenfärbers geboren und half seinem Vater schon früh bei der Gestaltung von Stoffen. Von 1811-1814 lernte er bei Toyokuni I, doch seine Werke fanden zunächst keinen Anklang beim Publikum. Erst 1827, als ihm ein Verleger den Auftrag für einige Blätter aus der Serie „Die 108 Helden des Suikoden“ erteilte, gelang ihm der Durchbruch, und es folgten Aufträge für weitere Heldendarstellungen und Kapitel der Chushingura-Erzählung. In den 1830er Jahren erstreckte sich seine Tätigkeit auch auf Kabuki-Szenen und Landschaftsdrucke. Bis 1842 war Kuniyoshis Stellung in der Welt des ukiyo-e endgültig etabliert, und er zählte mit Kunisada und Hiroshige zu den drei führenden Meistern. Das Verbot der Schauspielerdarstellungen bewog ihn „Scherz-“ und Katzenbilder in die Welt des japanischen Farbholzschnittes einzuführen. Kuniyoshi verstarb 1861 ebenfalls in Edo.