In seinen Holzschnittarbeiten sprengt Jan Brokof die Grenzen, die diesem Medium üblicherweise auferlegt sind. Dies betrifft das Format der Arbeiten, die eine Fläche von mehreren Quadratmetern umfassen können, ebenso wie deren plastische Erweiterung hin zu dreidimensionalen Installationen. So hat Brokof, der in Schwedt in einem Plattenbauviertel aufwuchs, sein „Jugendzimmer“ im originalgetreuen Maßstab nachgebaut und die Zimmereinrichtung in Holzschnitten nachgebildet. Diese Installation bildet den Ausgangspunkt einer weitergehenden Beschäftigung des Künstlers mit dem nicht nur in Ostdeutschland weit verbreiteten Phänomen des standardisierten Massenwohnungsbaus. Brokofs Interesse gilt aber auch der Frage, welche Wechselwirkungen zwischen der gebauten Statik eines solchen Viertels und dem Leben seiner Bewohner bestehen. In atmosphärisch dichten Bleistiftzeichnungen im DIN A4-Format schildert Brokof in vereinfachter Formensprache halb real und halb fiktiv Szenen aus dem Leben im Viertel, der Protagonisten einfache Passanten sein können, aber auch Kinder oder Jugendgangs.
Mit den in jüngster Zeit entstandenen Collagen hat Jan Brokof den allen seinen Arbeiten innewohnenden politischen Aspekt noch deutlicher in den Vordergrund gerückt. Dabei scheint sein Standpunkt zwischen Empathie und einem distanzierten Blick auf das große Welttheater – so der Titel einer Collage – zu schwanken.
Die Ausstellung vereint erstmals wichtige Werke aus allen Bereichen des künstlerischen Wirkens Jan Brokofs. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem Leonhardi-Museum Dresden entstanden, das in einer Präsentation mit dem Titel Concrete Forest zeitgleich Werke vor allem aus der jüngsten Schaffensphase des Künstlers vorstellt. Zu beiden Ausstellungen erscheint ein gemeinsamer Katalog in der Edition Folkwang / Steidl.