Ratten – alleine das Wort genügt, um vielen Menschen eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Schuld daran ist in erster Linie ihr optisch auffallender, langer, unbehaarter Schwanz. Aber auch der seit Jahrhunderten forcierte schlechte Ruf als Schädling in Futter- und Nahrungsmitteldepots sowie ihre Rolle als Zwischenwirt für Rattenflöhe und damit Überträger der Pest im Mittelalter sind mitverantwortlich für das schlechte Image der Ratten. Da nützt auch das noch so ansprechende Gesicht und ihr unvergleichlich nettes Wesen nichts. Ratten werden nur allzu gerne in die Reihe der „Ekeltiere“ verbannt. Wer allerdings einmal näheren Kontakt zu ihren seit Generationen gezüchteten und gezähmten Artgenossen hatte, wird rasch zu einem absoluten Fan der hochsozialen und intelligenten Nager. Einerseits als Haustiere von Kindern vergöttert, werden die als Farbratten bezeichneten Zuchttiere andererseits zu Millionen in Forschung und Medizin als Laborratten „verbraucht“.
In Kärnten leben in freier Wildbahn, aber immer in Menschennähe, zwei verschiedene Rattenarten. Die Hausratte wurde bereits zur Römerzeit aus Indien eingeschleppt. Der erste Nachweis stammt aus Knochenfunden vom Magdalensberg. Heute eine absolute Rarität, überschwemmte die Hausratte im Mittelalter Europa regelrecht. Als Zwischenwirt für die Pest übertragenden Flöhe war sie damit an den katastrophalsten Epidemien maßgeblich beteiligt. Als reiner Pflanzenfresser richtete sie auch in den damals offen liegenden Getreidevorratslagern immense Schäden an. Die heute weit verbreitete Wanderratte wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts aus Zentralasien nach Mitteleuropa verschleppt. Als Allesfresser optimal an die heutige Wegwerfgesellschaft des Menschen angepasst, nutzt sie jeden Winkel, egal ob im Kanal, in der Biotonne, im Umkreis der Futterschüssel von Hund und Katze im Vorgarten oder auf der Mülldeponie. Ihre hohe Intelligenz und ihre immense Vermehrungsrate lassen sie eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte schreiben.
Jeden Samstag: Rattenfütterung um 10:30 Uhr