Peter Brandlmayr hat KünstlerInnen und WissenschaftsforscherInnen eingeladen, sich mit den heute in den Medien präsenten Darstellungen von WissenschaftlerInnen auseinanderzusetzen.
Die Erwartungen der Gesellschaft an Wissenschaft und die damit verbundenen Hoffnungen und Ängste drücken sich in Zuschreibungen an die Person des Forschers bzw. der Forscherin aus: Ist er/sie HeldIn oder Scharlatan, RetterIn oder ZerstörerIn? Fragen wie diese finden ihren Niederschlag in literarischen oder filmischen Figuren. Sei es in Form des Wissenschaftlers bei seinem erfolgreichen Kampf gegen das tödliche Virus oder in Form der Forscherin, die in letzter Minute die große Springflut vorhersagt. Solchen HeldInnenfiguren steht das Bild des (männlichen) „mad scientist“ gegenüber, der mit seiner Forschung die Welt gefährdet oder an den für die Gesellschaft wesentlichen Fragestellungen vorbeimanövriert.
Während früher „Wissenschaftler-Sein“ als Lebenseinstellung verstanden wurde, als Berufung, die im Wesentlichen dem Mann vorbehalten war, gilt Wissenschaft heute als Beruf, den grundsätzlich Frauen gleichermaßen ausüben können wie Männer. Und: WissenschaftlerInnen werden nicht mehr primär nur als WissensträgerInnen gesehen, sondern als erwerbstätige Personen, die sich ihren Lebensunterhalt in der Wissenschaft verdienen.
Mit den veränderten Gegebenheiten für Wissenschaft heute sowie ihrer medialen Präsentation in der Öffentlichkeit setzen sich vor allem die für „Konturen“ eingeladenen WissenschaftlerInnen auseinander. An der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst bewegen sich Projekte, die die Kommunikation zwischen KünstlerInnen und Wissenschaftstreibenden thematisieren. Gegenstand der gezeigten künstlerischen Positionen sind Figuren der Wissenschaftsgeschichte und deren Rezeption, die Frage nach der Methodik von Wissenschaft sowie das Bild von WissenschaftlerInnen.
Durch Imitation, Überspitzung oder Störung wird dabei versucht, gängige Klischeevorstellungen zu brechen. Greifbar gemacht wird das klassische Bild des Wissenschaftlers beispielsweise anhand eines großen Lesetisches, der die Funktion einer Bibliothek übernimmt. Die BesucherInnen sind eingeladen, in Romanen, Biografien und anderen Dokumenten zu unterschiedlichen historischen und literarischen Figuren aus der Wissenschaft nachzulesen und so, am Lesetisch sitzend, die tradierte Position des Wissenschaftlers einzunehmen, selbst zu recherchieren und nachzuforschen.
Im Kunstraum Niederoesterreich teilen sich für diese Ausstellung Kunst und Wissenschaft gleichsam einen „Themen-Raum“. Im Sinne einer Laborsituation bleibt es dabei den BesucherInnen überlassen, nach möglichen Unterschieden zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen zu suchen und festzustellen, ob bzw. inwieweit Kunst und Wissenschaft einander in ihrer Auseinandersetzung mit einem konkreten Thema ergänzen können.
KünstlerInnen: C.I.Brom, Thomas Feuerstein, Nikolaus Gansterer, Ulrike Königshofer, Susanne Kriemann, Marko Lipuš, Elena Peytchinska, Markus Proschek, Gernot Wieland.
WissenschaftlerInnen: ADAM, Milena Bister, Martina Erlemann, Ursula Fischl, Karen Kastenhofer.