Zu den besonderen Lebensleistungen des Ehepaares Gerdi und Werner Gutperle gehört die Errichtung eines Kindergesundheitszentrums, das Gerdi Gutperle Agasthiyar Muni Child Care Centre, in Südindien und die Sicherung seiner Existenz. Der Bundespräsident würdigte dieses Engagement für die indischen Kinder – aber auch für andere Sozialprojekte – durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahr 2009.
Indien – das bedeutet zunächst für Gerdi Gutperle ständige Bemühungen um die erfolgreiche Entwicklung dieser segensreichen Institution. Sie steht fest mit beiden Beinen in der Realität ihres Kindergesundheitszentrums. Als Künstlerin ist sie begeistert von der indischen Farbenpracht. Sie entdeckte andere Welten, so die Geschichte des Landes, seine Mythologien und Religionen, sowie die damit verbundenen Sitten und Gebräuche der Menschen.
Sie nimmt uns durch ihre Mischtechniken, Collagen und Plastiken mit in einen anderen Kulturkreis, der die Europäer schon immer faszinierte. Mit einem großformatigen Bild lieferte sie eine Schlüsselszene zum Verständnis dieses Landes: In der Moderne Indiens spiegeln sich jahrtausendealte Traditionen und Mythologien.
Gerdi Gutperle spricht über den Anfang ihrer künstlerischen Arbeit zum Thema Indien: „Ich empfing erste Inspirationen für meine künstlerische Arbeit durch die wunderschöne, vielfältige Natur mit den farbenprächtigen Pflanzen und Bäumen, der weiten Landschaften mit den Tee- und Reisfeldern, auf denen die fleißigen Menschen ihr Tagewerk verrichten in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in einem späteren Leben.“
Ihre Liebe zur Natur führte sie auch zur Entdeckung des Bodhi-Baumes, einer Pappelfeige, unter welcher – der Legende folgend – Buddha erleuchtet wurde. Tempelbilder und surreale Sehnsuchtslandschaften gestaltet die Künstlerin in der von ihr favorisierten Schichttechnik, bei der die Schicht Ölfarbe ganz entscheidend die Stimmungen modelliert. Ihre Palmblattbilder mit der interessanten Konfrontation von Fläche und Schrift zeigen, wie ein jahrtausendaltes Orakel über dem Land liegt.
Jede der vorangegangenen Jahresausstellungen von Gerdi Gutperle offenbarte, mit welcher Intensität sich die Künstlerin in einem überschaubaren Zeitraum neue Motive erschlossen und neue Techniken angeeignet hat. Inspiriert von der diesseits bejahenden Lebendigkeit indischer Tempelplastiken formte sie aus einer keramischen Masse ihre Skulpturen, in denen man - bei aller Abstraktion – durchaus Merkmale traditioneller indischer Plastiken erkennen kann.
Mit zarten Collagen unter Einbeziehung des von ihr geschätzten Maulbeerbaumpapiers sammelte sie indische Impressionen auch aus der Geschichte des Landes. Mit diesen Arbeiten deuten sich neue Wege ihrer künstlerischen Entwicklung an.
In der Ausstellung ist der Bogen von Inspirationen sehr weit gespannt und berechtigte dadurch auch, zur Freude der Besucherinnen, eine sehr persönliche Inspiration vorzustellen: Kleidung, von Gerdi Gutperle entworfen und getragen, inspiriert von der Meisterschaft indischer Seidenweberkunst.
Das Fazit der Besucher dieser Ausstellung lautet: Man sollte auf keinen Fall diese anregende Ausstellung versäumen!
Dr. Christina Knapp