Inés Lombardis Einzelausstellung in der Kunsthalle Krems fokussiert auf ihr Schaffen der vergangenen fünf Jahre, welches gekennzeichnet ist durch eine verstärkte Auseinandersetzung mit Themen der brasilianischen Moderne. Wohn-, Landschafts- und Ausstellungsarchitekturen von Rino Levi, Roberto Burle Marx und Lina Bo Bardi bilden die Grundlage für ihre Reflexionen über die Spuren der Moderne und deren Kontextualisierung.
Lombardi verfolgt in ihren Ausstellungssituationen den Verzicht auf ein standardisiertes Narrativ und fordert eine (Selbst)Ermächtigung der BesucherInnen ein. Erst durch die Bewegung im Raum entsteht ein aus Fragmenten, Überlappungen, Verschiebungen und Relationen zusammengesetztes Bild, das sich in seinem Perspektivismus einem Gesamtbild verwehrt. In Werkgruppen wie Diálogos (2013) und Transient Stage (2014) reflektiert sie auf die gesellschaftspolitischen Fragen, die Lina Bo Bardi in ihren seit den 1950er Jahren entstandenen Ausstellungsdisplays formuliert hat.
Die vom Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx gestalteten Gartenanlagen der Residência Olivo Gomes (1949–51) und der Fazenda Vargem Grande (1979) nimmt Lombardi als Ausgangspunkt für Fragen zur Wahrnehmung von inszenierter Natur wie in Untitled (Jardim, Fazenda Vargem Grande #4), 2011. Als Hybrid aus Natur und Kunst ist der Garten Metapher einer zwischen Chaos und Kontrolle balancierenden Dynamik permanenter Veränderung.
In Relations (2014) greift Inés Lombardi auf das archäologisch erhobene, dem international gültigen Pantone-System zugeordnete Farbspektrum der von Rino Levi erbauten Residência Olivo Gomes zurück. Sie kombiniert die monochromen Farbflächen mit Fotografien von Raumfragmenten und thematisiert sowohl Zeitlichkeit als auch die Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem. Derartige Widersprüche und Dichotomien inszeniert Lombardi als spannenden, bewusst geführten Dialog zwischen Transparenz und Opazität, Vergangenem und Gegenwärtigem, Kultur und Natur.
Kuratorin: Verena Gamper