Mit dem wiederholten Zitieren und Montieren der Bilder stellt sich eine bewusste Umkehrung der Bedeutungsebene ein, die aus ihrem Kontext gelöst variable Leseweisen entwickeln. Die Disziplinierung und Konditionierung des Körpers kommentiert die Künstlerin mit Bewegungsabläufen und Situationen die ins Absurde kippen oder sich selbst entlarven. Die in ihrer Einfachheit reduzierten Szenen beschreiben den physischen und psychischen Erlebnisraum des Individuums, der sich zu einer zeitgenössischen Parabel politischen und gesellschaftlichen Handelns verdichtet. So verbinden sich im Werk von Anna Jermolaewa politische Kritik, die Polarität zwischen Individuum und Gesellschaft, manipulative Kräfte der Konsum- und Mediengesellschaft und ein grundsätzliches Interesse an der Freilegung von Grundmustern menschlicher Existenz und seiner Wahrnehmung. In die prozessorientierte Arbeitsweise bringt die Künstlerin auch vereinzelt autobiografische Verweise ein, indem sie Ereignisse ihrer persönlichen Geschichte, wie etwa ihre Flucht aus der damaligen UdSSR im Jahr 1989, zum Thema macht. Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems zeigt erstmals einen umfassenden Überblick ihres Schaffens aus den letzten 15 Jahren mit einer Schwerpunktsetzung auf aktuell entstandene, erstmals gezeigte Werke.
Kurator: Hans-Peter Wipplinger