kärnten.museum - Seen als natürliche Seismografen - Bild: Wörthersee mit Blick Richtung Velden. In diesem Bereich des Sees wurden die meisten Erdbebensignale in Form von Turbiditen gefunden


Seen als natürliche Seismografen

15. Juni 2023
Kärntner Seen liefern neue Erkenntnisse über die prähistorische Erdbebengeschichte und Erdbebengefährdung. Seismologische Messstationen haben in Kärnten 1976 während der Friaul-Erdbeben (Magnitude M=6.4) größere Erdbebenerschütterung aufgezeichnet und historische Überlieferungen aus dem Jahre 1348 n. Chr. berichten gar von einem der größten dokumentierten Erdbeben im Alpenraum (M ~6,9).

Seismologische Daten und historische Aufzeichnungen reichen aber nicht weit genug in die Vergangenheit zurück, um maximal mögliche Magnituden und die Wiederkehrraten von Starkerdbeben korrekt abzuschätzen und die Erdbebengefährdung adäquat zu bewerten. Um die Wissenslücke in der langzeitlichen Erdbebengeschichte Kärntens zu schließen, hat ein Geologen-Team der Universität Innsbruck, im vom Wissenschaftsfonds (FWF) finanzierten Projekt P-30285 „Quake Lake Carinthia Seesedimente", Kärtner Seen untersucht. Denn starke Erdbeben hinterlassen auch Spuren am Seeboden. Die tiefen Bereiche der Seen stellen Auffangbecken für die durch Erdbeben umgelagerten Sedimentmassen dar und bieten so hervorragende und kontinuierliche Archive vergangener Erdbebenereignisse. Dieses Sedimentarchive stellen also eine Art Unterwasser-Seismographen dar, die vergangene Erdbeben seit mehr als zehntausend Jahren kontinuierlich aufgezeichnet haben. Die jüngsten Beben, die instrumentell gemessenen oder in historischen Archiven dokumentiert sind, ermöglichen es, diesen „natürlichen Seismographen“ für die Entschlüsselung der tieferen Erdbebengeschichte im Sedimentarchivs zu kalibrieren.

Vortrag von Prof. Dr. Michael Strasser, Institut für Geologie, Universität Innsbruck
In diesem Vortrag werden die Methoden und Resultate der Untersuchungen der prähistorischen Erbebengeschichte vorgestellt. Es wird aufgezeigt, dass das Erdbeben von 1348 n. Chr. ein außergewöhnlich starkes Ereignis war. Es wird nur von einem größeren Ereignis übertroffen, das vor ca. 13.500 Jahre stattgefunden hat und das den Boden des Wörthersees komplett verändert hat. Die See-Paleoseismologischen Daten liefern auch den ersten Nachweis für seismische „Bursts“, d. h. Perioden von einigen 100 Jahren, in denen viele starke Erdbeben in kurzer Folge auftreten. Diese Erkenntnis deutet darauf hin, dass die seismische Gefahr in den Jahren und Jahrzehnten nach einem starken Erdbeben erhöht sein kann. Außerdem konnte der Zusammenhang zwischen der Intensität der Erdbebenerschütterung und der Größe und Art der durch die Erschütterung verursachten Seesedimentverformungen und -umlagerungen quantifiziert werden. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird das Auftreten und die Erschütterungsintensität von Erdbeben in den letzten 2.800 Jahren rekonstruiert, was zeigte, dass die nationale Erdbebengefährdungskarte die seismische Gefährdung in Mittelkärnten zuverlässig darstellt.

Co-Autoren:
Christoph Daxer und Jasper Moernaut (Institut für Geologie, Universität Innsbruck),
Christa Hammerl und Stefan Weginger (GeoSphere Austria)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten.

Freunde sind herzlich willkommen!

Kosten: Eintritt frei!

Info: Mit Ihrer Teilnahme erteilen Sie die Erlaubnis zur Veröffentlichung von Bild- und Tonaufnahmen, die im Rahmen der Veranstaltung / des Programmes entstehen (z. B. Dokumentation im Jahrbuch Rudolfinum, auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen des Landesmuseums Kärnten).

Änderungen vorbehalten!

Details zur Spielstätte:
Museumgasse 2, A-9021 Klagenfurt am Wörthersee

Veranstaltungsvorschau: Seen als natürliche Seismografen - kärnten.museum

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