Nach vier Jahren intensiver Recherche in mehreren relevanten Archiven legt Alfred Damm Dokumente und kommentierte Belegstellen zu den jüdischen Bewohnern von Weitersfeld vor, und — soweit möglich — auch zu den Lebensumständen dieser Händler, Dorfgeher und Kleinbauern; rekonstruiert Wirtschaftsbeziehungen.
Die steigenden Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse Mitte und Ende des 16. Jahrhunderts motivierten die adeligen Grundherrschaften auch in Niederösterreich, ihre Eigenwirtschaften zu intensivieren; nicht mehr für den Eigenbedarf wurde produziert, sondern für den Verkauf. Für den Absatz der grundherrschaftlichen Güter wurden Vermittler zu den Märkten benötigt, so waren Zwischenhändler z.B. für Getreide gefragt. Für derartige Aufgaben konnten jüdische Kaufleute mit ihren traditionell weitreichenden Handelsbeziehungen ideal eingesetzt werden. Ein Aspekt, der sicherlich für manche der Wirtschafts-Herrschaften Niederösterreichs der entsprechende Anreiz war, Juden im eigenen Bereich anzusiedeln. Wenn man sich die Anlagebücher der Jahre vor 1670 ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, Juden wären über das nördliche Niederösterreich geradezu durchdacht und absichtlich verstreut angesiedelt worden.
Zahlreiche Abbildungen alter Pläne aus dem 18. Jahrhundert, jüdischer Siegel und hebräischer Unterschriften auf Kaufverträgen sowie Informationen zu Friedhof und der Synagoge von Schaffa zeichnen ein lebendiges Bild einer unbekannten, längst vergangenen Epoche jüdischer Geschichte in Österreich und Mähren.
Begrüßung: Mag. Dr. Marcus G. Patka (JMW)
Vorstellung des Buches: Univ.Prof. Dr. Ernst Bruckmüller (ÖAW)
Kurzreferat zum Friedhof von Schaffa: Mag. Jaroslav Klenovský (IKG Brünn)
In Kooperation mit dem Institut für Österreichkunde und dem Verlag Bibliothek der Provinz.