Das Jahrhundert seit dem Großen Krieg ist schnell vergangen; Anlass für Alfred Zellinger, Die Letzten Tage der Menschheit neu zu lesen, daraus eine Auswahl an Zitaten zu treffen, sie als Tweets zu formen und in Social Nets zu posten - eine zeitgemäße Form von Kraus’ Strategie: das Vorführen des in der Sprache, vor allem in der Phrase angelegten spezifisch Mörderischen in der Gesellschaft. So fügt sich eine Collage dessen, was sich im Krieg rasch äußerte: besinnungslose Kriegsbegeisterung von Militärs, von Kirche, von Künstlern und Journalisten, hemmungsloser Fremdenhass auf den Straßen, das freudig-stolze Opfern der männlichen Jugend, ausufernde Hinrichtungen von Zivilisten...
Dass uns heute, die wir vergessen haben, wie ein Krieg im eigenen Land sich anfühlt, die Politik jederzeit wieder in einen Krieg befehlen könnte - was in vielen Ländern fortwährend auch geschieht - zeigt die Aktualität der Krausschen Entlarvungsstrategie 1914 wie 2015.
Alfred Zellinger, 1945 geboren, Dr. jur., lebt als Schriftsteller in Wien und Gmunden. Während seiner, wie er es nennt, „40 Jahre im Auge des Kapitalismus“ arbeitete er für Konzerne wie Unilever und Procter & Gamble, für die englische Werbeagentur Masius, war Marketingleiter bei Philips, Professor an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung/Linz; Werbechef der BAWAG PSK, zuletzt CEO von Bösendorfer. Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern, Bühnenwerken und Libretti. Im Löcker Verlag erscheint soeben sein neues Buch CITY BOYS, die Geschichte einiger Londoner Börsentrader.
Franz Koglmann, geboren 1947 in Mödling bei Wien. Klassisches Musikstudium, Jazzstudium, Studienaufenthalte in New York und Philadelphia. Koglmann wird international als wesentlicher Erneuerer der Musik am Schnittpunkt von Jazz und europäischer Moderne rezipiert. Er arbeitete mit namhaften internationalen Musikern wie Lee Konitz, Derek Bailey, Tony Coe, Steve Lacy, Paul Bley u. v. a. zusammen. Von 1986–96 erschienen seine CDs bei Hat ART, Schweiz. 1998–2004 war er künstlerischer Leiter des Frankfurter CD Labels 'between the lines'. Mehrere Bühnenwerke darunter die Oper JOIN!, Libretto: Alfred Zellinger, Wiener Festwochen 2013.