Mit einem Märchenvogel aus einem versunkenen Land hat der deutsche Dichter Werner Bergengruen (1892-1964) die sogenannte "Königshalle" von Lorsch verglichen - so wenig schien ihm dieses mehr als 1100 Jahre alte Bauwerk in die beschauliche Fachwerkidylle seines südhessischen Umfelds zu passen. Und viele Gäste und Besucher kommen hierher, um staunend zu erfahren, dass fast alles, was mit diesem Bauwerk zusammenhängt, fraglich ist: Funktion, Datierung und baugeschichtliche Einbindung in den gewaltigen Gesamtkomplex, der seit über einem Jahrhundert eine gewaltige archäologische Herausforderung darstellt.
Immerhin ist aber bekannt, dass das Kloster Lorsch, das zum Jahr 764 ein erstes Mal erwähnt wird, als Abtei des Königs (seit 772), später des Erzbischofs von Mainz (seit 1232), eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Europas vor der ersten Jahrtausendwende gewesen ist. In Klöstern wie Lorsch wurde entschieden, welches Wissen der lange zurückliegenden Zeit der Antike die eigene Gegenwart erreichte und der Nachwelt überliefert werden sollte und was nicht. "Das Lorscher Arzneibuch" ist so ein Werk - es enthält neben einem antiken Rezeptar eine Rechtfertigung der antik-heidnischen Heilkunde aus christlicher Sicht; in Europa um 800 ist das noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Auch klassische Autoren wurden in Lorsch kopiert und gelesen - eine Besonderheit scheint das rege Interesse an dem Werk des römischen Dichterfürsten Vergil gewesen zu sein. Rund 300 erhaltene Handschriftenbände, heute weltweit verstreut, bezeugen die herausragende Bedeutung der Lorscher Bibliothek und des klösterlichen Skriptoriums. Insgesamt kann Lorsch im ausgehenden 8. und im 9. Jahrhunderten zu den Zentren der sogenannten karolingischen Bildungsreform gerechnet werden. Die "Königshalle" gilt als eines der Bauwerke, das am reinsten die für die karolingische Stilepoche typischen Merkmale zeigt. Die Mauern der einstigen Abtei umfassten eine kleine "Stadt", in der natürlich nicht nur Mönche lebten, sondern vor allem die umfangreiche "familia" des Klosters, die für das Kloster arbeitete. Die im "Lorscher Codex" enthaltene Klosterchronik hebt immer wieder die kostbare Ausstattung der Kirche und ihr eng verbundener Baulichkeiten hervor. Den reichen bauplastischen Schmuck belegen noch zahlreiche Fundstücke, die heute in einem eigenen Funddepot im Keller des Kurfürstlichen Hauses aufbewahrt werden. 1621 wurden die bis dahin offenbar noch gut erhaltenen und von einer weltlichen Verwaltung gepflegten Baulichkeiten durch spanische Truppen verwüstet und dienten seither als Steinbuch. Nur wenig erinnert heute noch an die einstige Größe und Bedeutung der alten Abtei des heiligen Nazarius.
Immerhin ist aber bekannt, dass das Kloster Lorsch, das zum Jahr 764 ein erstes Mal erwähnt wird, als Abtei des Königs (seit 772), später des Erzbischofs von Mainz (seit 1232), eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Europas vor der ersten Jahrtausendwende gewesen ist. In Klöstern wie Lorsch wurde entschieden, welches Wissen der lange zurückliegenden Zeit der Antike die eigene Gegenwart erreichte und der Nachwelt überliefert werden sollte und was nicht. "Das Lorscher Arzneibuch" ist so ein Werk - es enthält neben einem antiken Rezeptar eine Rechtfertigung der antik-heidnischen Heilkunde aus christlicher Sicht; in Europa um 800 ist das noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Auch klassische Autoren wurden in Lorsch kopiert und gelesen - eine Besonderheit scheint das rege Interesse an dem Werk des römischen Dichterfürsten Vergil gewesen zu sein. Rund 300 erhaltene Handschriftenbände, heute weltweit verstreut, bezeugen die herausragende Bedeutung der Lorscher Bibliothek und des klösterlichen Skriptoriums. Insgesamt kann Lorsch im ausgehenden 8. und im 9. Jahrhunderten zu den Zentren der sogenannten karolingischen Bildungsreform gerechnet werden. Die "Königshalle" gilt als eines der Bauwerke, das am reinsten die für die karolingische Stilepoche typischen Merkmale zeigt. Die Mauern der einstigen Abtei umfassten eine kleine "Stadt", in der natürlich nicht nur Mönche lebten, sondern vor allem die umfangreiche "familia" des Klosters, die für das Kloster arbeitete. Die im "Lorscher Codex" enthaltene Klosterchronik hebt immer wieder die kostbare Ausstattung der Kirche und ihr eng verbundener Baulichkeiten hervor. Den reichen bauplastischen Schmuck belegen noch zahlreiche Fundstücke, die heute in einem eigenen Funddepot im Keller des Kurfürstlichen Hauses aufbewahrt werden. 1621 wurden die bis dahin offenbar noch gut erhaltenen und von einer weltlichen Verwaltung gepflegten Baulichkeiten durch spanische Truppen verwüstet und dienten seither als Steinbuch. Nur wenig erinnert heute noch an die einstige Größe und Bedeutung der alten Abtei des heiligen Nazarius.