Im Jahr 2008 wollte er mehr über das neue Russland erfahren und schlug dem Theater der Nationen vor, zehn dieser Meistererzählungen auf die Bühne zu bringen. Hermanis’ Theatersprache kennend kam diese Wahl für die Moskauer Schauspieler sehr überraschend. Der Bruch ist gewollt. Hermanis akzentuiert in seiner stimmungsvollen Inszenierung, die bei den Festwochen erstmals außerhalb von Russland zu sehen ist, den Zusammenprall zweier völlig verschiedener Welten: hier ein Staraufgebot hinreißender junger Schauspieler, allesamt Bewohner der aufstrebenden Megapolis Moskau, auf der anderen Seite die poetische Welt des einfachen, provinziellen Russland.
Und mittendrin Hermanis selbst. Seine Perspektive ist die eines Ausländers, obwohl zu gleicher Zeit im gleichen Land, der Sowjetunion, geboren. Gemeinsam mit der Fotografin Monika Pormale unternahm er eine Forschungsreise in den Geburts- und Arbeitsort Schukschins. In Srostki, gelegen im Altaigebirge nahe der kasachischen Grenze, fotografierte die Künstlerin Menschen an den Originalhandlungsorten der Erzählungen. Sie schuf daraus großformatige Bühnenprospekte, die das Spiel in eine Szenerie aus Sein und Schein versetzen.
Eine Premiere im deutschsprachigen Raum in der Halle G im Museumsquartier!