Es sind Bilder, die einem nahe gehen – einmal, weil sie die Wand weitgehend ausfüllen und den Raum beherrschen, aber auch, weil sie in ihrer verschleierten Unschärfe und sich verändernden Unfestigkeit das Hinschauen verstärken. Der Blick reicht weiter als bis zum Verstehen und Identifizieren, weiter als bis zur Oberfläche des Bildes. Dessen Transparenz, dessen Schichtungen und offenen Kombinationen und auch die zeitlichen rhythmischen Überlagerungen und Abfolgen holen die Betrachtung bis hinter das Anschaubare, bis hinter die Mitteilung und das Dokumentarische.
Kann man Gefühle sehen? Natürlich nicht, aber indem ein abschließendes Identifizieren unmöglich wird, kann das Sehen weiter reichen als bis zum sichtbaren Bild - nämlich bis zum eindringenden Erkennen. Das Sehen hört beim Ansehen nicht auf, sondern wird zum Sich-Einfühlen, bei dem der Reichtum unserer Erinnerungen, Assoziationen und Mitgefühle mit ins Bild kommt. Der Blick auf das Bild geht bis in die eigene Innenwelt.