Beide waren von einander fasziniert und, nach einem strahlenden russischen Sommer, „fühlten sie sich als Braut und Bräutigam", obwohl Tolstoi auch in diesen Monaten seine Zweifel gehabt hat, ob der große Altersunterschied und die Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere wirklich die idealen Voraussetzungen für eine Ehe sein würden.
Zudem war er von Natur aus krankhaft eifersüchtig und sagte schon bald voraus, was dann tatsächlich passieren sollte: Valerie verliebte sich a u c h ein wenig in ihren französischen Klavierlehrer, der nicht so streng mit ihr umging wie der erziehungswütige Tolstoi, und von einem Tag zum anderen waren die beiden so verzweifelt, dass sie die „gefühlte Verlobung" spontan auflösten.
Wir wüßten sehr wenig von dieser Liebesgeschichte, wenn Tolstoi sie nicht kurz danach in seinem ersten Roman ´Familienglück´ detailliert erzählt hätte. Allerdings mit erfundenen Namen und einem fiktiven, publikumswirksamen Happyend.
Gerald Szyszkowitz hat nun aus Anlass von Tolstois bevorstehendem hundertsten Todestag - der Dichter starb im Jahr 1910 - diese Liebesgeschichte wieder mit den originalen Namen versehen und daraus ein Theaterstück gemacht.
Mit Gerhard Rühmkorf, Michaela Ehrenstein, Lilli Schwabe, Christian Ghera, Johannes Wolf.