Bodies inside each other – Jazmin Rojas Forero
In den Bergen Kolumbiens wächst eine Pflanze, die über ihre Blätter Feuchtigkeit aus dem Nebel aufnimmt und über ihre Wurzeln wieder abgibt. „Bodies inside each other“ ist eine Kunstinstallation, die die Beziehung der Pflanze mit ihrer Umgebung erforscht. Die erleuchtete Skulptur ist vom Inneren der Pflanze inspiriert und verwandelt Eis in Wassertropfen. Jazmin Rojas Forero verwebt Fiktives und Reales, Wissenschaft, Fantasie und Träume miteinander. Damit möchte sie nicht nur sinnliche und überzeugende poetische Gesten schaffen, mit ihrer Kunst verfolgt die Kolumbianerin auch einen Traum, den sie mit vielen anderen aktuellen Künstler:innen teilt: Die brüchige Beziehung zwischen Mensch und Umwelt – der Natur, den Tieren, allem Nicht-Menschlichen – soll in ein neues Licht gerückt, dadurch betrachtet, reflektiert und wiederhergestellt werden.
Hinters Licht führen – Lena Höll und Robert Anagnostopoulos
Was verbirgt sich hinter dem Licht? In Lena Hölls und Robert Anagnostopoulos’ Werk ist es eine Welt der Illusionen und Fantasien, eine Welt, die sich ganz den Träumen widmet. Die Installation „Hinters Licht führen“ erforscht diese flüchtigen und doch kraftvollen Erlebnisse, die das menschliche Unterbewusstsein sowohl in der Nacht als auch am Tag erfährt. Durch Lichtstrahlen, die mithilfe von Spiegeln gelenkt, reflektiert und vervielfältigt werden, verwandelt sich der Raum in eine träumerische Landschaft, durch die das Licht schwebt bis tanzt. Es sind puristische Strukturen – klare Zonen des Lichts inmitten der Finsternis –, die gerade durch ihre Einfachheit eine besonders kontemplative Stimmung erschaffen. Besucher:innen finden sich an einem Ort der Ruhe wieder, der doch voller Geheimnisse steckt. Vertraut man sich dem Licht an, lässt man sich von ihm leiten, eröffnet jede Spiegelung eine neue Dimension, eine Idee oder einen Gedanken, womöglich auch einen neuen Traum. Lena Höll und Robert Anagnostopoulos studieren Architektur am Institut für Raum und Gestalt der TU Graz. Ihr Interesse gilt u. a. der Interaktion von Licht und Raum, besonders auch dem Spiel mit Reflexionen.
Rain of Change – Marith Buma, Melvin Dotinga, Daniël Hellendoorn, Iris Stroeve, Lennart Wenzig und Martijn Pekel („Still loading …“) der FH NHL Stenden in Leeuwarden, Niederlande
Täglich sind wir Menschen mit einer Vielfalt von Einflüssen konfrontiert, die auch unsere eigenen Ansichten verändern. Dadurch wird die Welt zu einer dynamischen Landschaft, auf die wir selbst aus verschiedenen Perspektiven blicken. Mit diesen unterschiedlichen Blickwinkeln setzt sich die Medieninstallation „Rain of Change“ auseinander: Zwei Figuren durchwandern eine verwirrende Welt, auf die sie aufgrund ihrer Lebenseinstellungen völlig konträr reagieren. Während der eine in den Erlebnissen nur Negatives erkennen kann, gelingt es der anderen, in vielen kleinen Dingen die Schönheit dieser Welt zu entdecken. Die Botschaft: Es ist vor allem der eigene positive Blick, der die Umgebung erhellen und Situationen verbessern kann. Studierende des Studienfaches „Art’n Sound“ der niederländischen Fachhochschule NHL Stenden produzierten unter der Leitung von Projektmanagerin Marith Buma einen Kurzfilm, der von flatternder Folie und Lichteffekten begleitet wird. So verschmelzen in „Rain of Change“ Video, Projektion und weitere Lichtquellen zu einer sinnlichen sowie eindrücklichen Installation, die bereits am LUNA-Festival in Leeuwarden gezeigt wurde.
Verduinen („Eine Düne werden“) – Maria Stuut
Es war ein Strandgutsammler, der Maria Stuut auf die sich verändernde Landschaft auf der Insel Ameland hinwies. Während der Sand auf der einen Seite verschwand, wurde er auf der anderen Seite immer mehr. Mit ihrer Videoinstallation „Verduinen“ erforscht die Künstlerin diesen sich bewegenden Sand auf ihre ganz eigene Weise: Sie verwandelt sich selbst in eine Düne – sie „verduint“. „Die Menschen versuchen, die Sandbewegungen zu beeinflussen, aber es gelingt ihnen nicht. Deshalb wollte ich selbst zu einer Düne werden und musste feststellen: Auch ich versuchte, den Sand zu manipulieren.“, so Maria Stuut über ihre Erfahrung. „Verduinen“ zählt zu jenen künstlerischen Projekten, die sich intensiv mit der Ebene des Mehr-als Menschlichen auseinandersetzen. Der Mensch steht nicht nur in Beziehung zu anderen Menschen, sondern auch unweigerlich zu allem Nicht-Menschlichen, das ihn umgibt. Daraus ergibt sich eine Dimension, die den Menschen aus seiner Menschlichkeit heraustreten lässt. In Maria Stuuts Installation tauchen Betrachtende in diese Dimension wie in einen Traum ein und erleben, wovon viele vielleicht träumen: den menschlichen Körper zu verlassen und Teil einer völlig anderen, nicht-menschlichen Umgebung zu werden.
Anleitung für den Versuch, selbst eine Düne zu werden
Verspüre den Wunsch, eine Düne zu werden.
Finde einen Strand oder eine Wüste.
Finde einen windigen Tag.
Liege still für eine lange Zeit. Am besten, du denkst nur an den Sand, aber das ist schwer. Du könntest Lieder in deinem Kopf singen. Das macht es weniger schmerzhaft. Du könntest jemanden mitbringen, der zusätzlich Sand in den Wind wirft. Das beschleunigt die Langsamkeit.
Gib auf, aber nicht zu schnell.
Versuche, eine Düne zu werden.
This could be the answer, this may be a nightmare – Jakob Kolb
Skulpturale Objekte treffen auf Licht und Klang. Jedes Medium erforscht auf seine Art das Unterbewusste, in ihrer Symbiose übersetzen sie diese Erforschung in eine reale Form. Dabei entsteht wiederum eine traumähnliche Umgebung: ergreifend und doch nicht ganz greifbar, hell und klar, nahezu ätherisch. Mit seiner Installation „This could be the answer, this may be a nightmare“ spricht Jakob Kolb sein Publikum auf mehreren Sinnesebenen an – stets mit dem Ziel, verborgene Schichten der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu enthüllen. Die Skulpturen „Vessels“, ein maßgeblicher Teil der Arbeit, bestehen aus kalten, anorganischen Materialien. Ihre starre Form fängt jedoch lebhafte Erinnerungen ein: Gedachtes, Gefühltes, Erlebtes findet hier seinen Platz. Ergänzt werden die Objekte durch eine Inszenierung mit Licht und Klang. LED-Module bespielen die Szenerie mit Videos – Filmmaterial, das vom Künstler selbst aufgenommen und bearbeitet wurde. Der dazu erklingende Sound, ebenso von Jakob Kolb, mutet minimalistisch an, greift jedoch mit den visuellen und physischen Elementen ineinander und verstärkt dadurch den traumartigen Charakter des Werkes. Jakob Kolb ist Absolvent der Akademie der bildenden Künste Wien mit einem Master-Abschluss im Fach Expanded Pictorial Space. Der Bau der LED-Module für dieses Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Elektroingenieur Thomas Baumhartner.
Sonolux – Speculative Future
Mahtab Jafarzadeh Miandehi, Hannah Albrecht, Bensu Kaya, Francisco Sylla, David Laßlberger
Ein Kollektiv bestehend aus fünf Studierenden der Fachrichtung Sound- und Interaction Design der FH Joanneum und der Kunstuniversität Graz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Klanglandschaften im Grazer Stadtraum zu erkunden und hiervon zukünftige Szenarien, sowohl dystopischer als auch utopischer Natur, abzuleiten. Dabei soll sowohl auf die akustische Ökologie als auch auf die Gestaltung des Klangs in öffentlichen und privaten Räumen aufmerksam gemacht werden. Subtile visuelle Elemente ergänzen klanglichen Eindrücke. Durch dieses Projekt soll verdeutlicht werden, wie die städtische Entwicklung die natürlichen Klanglandschaften beeinflussen kann.