"Wir sind ungesund, mittleren Alters, zotiger Gesinnung, exzentrisch, lüstern, depressiv, zynisch, leer, ausgebrannt, schäbig, hundsgemein, verträumt, ungehobelt, unmanierlich, arrogant, intellektuell, wehleidig, ehrlich, erfolgreich, tüchtig, zuvorkommend, künstlerisch, religiös, faschistisch, blutrünstig, neckisch, destruktiv, ehrgeizig, farbenprächtig, verdammt, stur, pervertiert und gut. Wir sind Künstler." (Gilbert & George)
Mit der Idee, sich selbst als "lebende Skulpturen" zum Material ihrer Kunstwerke zu machen, erweiterten sie den Skulpturbegriff in den 1960er-Jahren. Seitdem führen Gilbert & George ihr künstlerisches Arbeiten zu immer neuen Variationen, um den Kontext des sozialen Lebens zu beleuchten.
Die fotografischen, am Computer bearbeiteten Bilder beschäftigen sich jedoch nicht mit der individuellen Verfasstheit der beiden Künstler, sondern sie wollen vielmehr Zustände der menschlichen Existenz aufzeigen; sie lassen sich lesen als eine Beschreibung der modernen Welt aus der Perspektive der Künstler.
Gilbert, geboren 1943 in den Ladiner Dolomiten, Italien, studierte an der Kunstschule Wolkenstein, Südtirol, der Kunstschule Hallein, Österreich, sowie an der Akademie der Bildenden Künste, München, bevor er die Londoner St. Martin’s School of Art besuchte. George, geboren 1942 in Devon, England, studierte am Dartington Hall College of Art, der Oxford Art School und der St. Martin’s School of Art, wo er Gilbert 1967 in der Bildhauerklasse von Anthony Caro kennenlernte. Seitdem leben und arbeiten sie gemeinsam in London.
Die Künstler blicken auf zahlreiche Auszeichnungen und institutionelle Ausstellungen zurück: 1986 erhielten sie den Turner Prize, für den sie zwei Jahre zuvor schon einmal nominiert gewesen waren. 2005 bespielten sie den Britischen Pavillon auf der 51. Biennale von Venedig. Einzelausstellungen widmeten ihnen u. a. das Stedelijk Museum, Amsterdam (1971 und 1996), das Guggenheim Museum, New York (1985), die Wiener Secession (1992), die National Art Gallery, Beijing (1993), das Musée d’Art Moderne de la Ville, Paris (1997), das Kunstmuseum Bonn (1999), die Serpentine Gallery, London (2002), und das Bonnefanten Museum, Maastricht (2006). Ihre zweite Retrospektive, die u. a. in der Tate Modern, London (2007), und im Haus der Kunst, München (2007), Station machte, war bis Anfang dieses Jahres im Brooklyn Museum, New York, zu sehen.
Die Ausstellung wurde vom British Council in Kooperation mit den Deichtorhallen für die Hamburger Station produziert und von Dr. Dirk Luckow kuratiert.
IN DER HALLE FÜR AKTUELLE KUNST.