Die Situation wird dadurch besonders prekär, dass er mit der Klage über seine Tochter mitten in die Hochzeitsvorbereitungen des Fürsten von Athen mit der besiegten Amazonenkönigin Hippolyta platzt und sich auf ein Gesetz berufen kann, das für ungehorsame Töchter die Todesstrafe oder wenigstens den Weg ins Kloster vorsieht.
Aber Hermia ist unbeugsam und beschließt, mit ihrem Geliebten Lysander aus dem Geltungsbereich des Gesetzes zu fliehen. Demetrius, der verschmähte Liebhaber, folgt ihnen, weil er von Helena, die in ihn verliebt ist, über den Fluchtplan in Kenntnis gesetzt wurde. Helena folgt ihrerseits Demetrius, weil sie hofft, dass er sich für ihren Verrat dankbar zeigen könnte.
Die Außerkraftsetzung der höfischen, zivilisierten Ordnung, die der Wald als Rückzugsort zu versprechen scheint, findet nicht statt. Die Gewalt, die in den Hierarchien, den Geschlechterbeziehungen, in der Mechanik von Anziehung, Abstoßung und Unterwerfung liegt, tritt in der "langen" Nacht im Wald nur
desto schroffer zutage. Der Zwist zwischen dem Elfenkönig Oberon und seiner Gattin Titania, in dessen Turbulenzen die durch den Wald irrende Athener Jugend hineingezogen wird, scheint sehr ähnlichen Gesetzen zu gehorchen wie die Konflikte zwischen Theseus und Hippolyta bei der Hochzeit, die in Athen geplant ist. Die wechselhaften Liebesbeziehungen zwischen den Athenern werden zwar von dem wunderbaren Liebeselixier ausgelöst, das der Waldgeist Puck entweder in die "richtigen" oder die "falschen"Augen träufelt - aber alsbald weiß nicht nur er nicht mehr zu sagen, welches nun die "wahre" Liebe sei, wenn Begehren und Liebeswunsch so schnell mit Hass und Abscheu zu wechseln vermögen.
Am Ende können sie von Glück sagen, wenn es ihnen gelungen sein wird, eine Realität zu schaffen, in der es sich wird leben lassen können. Gefeiert wird dieser Kompromiss mit einer Theateraufführung, in der eine Handwerkertruppe die Wirklichkeit des Spiels und der Liebe so ernst nimmt, dass beides grandiosscheitern muss.