Vor 100 Jahre war das heutige Burgenland ein Teil Ungarns. Umgangssprachlich wurde die Region als Deutschwestungarn bezeichnet und umfasste im Wesentlichen die größtenteils von Deutschen und Kroaten besiedelten Teile der Komitate Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg.
Thematisch befasst sich die Ausstellung mit den revolutionären Ereignissen des Jahres 1848, welche die Befreiung der „burgenländischen“ Bauern vom Untertanentum brachte. Die ersehnten bürgerlichen Freiheiten und eine ungarische staatliche Souveränität blieben jedoch verwehrt. Mit dem Ausgleich von 1867 erhielt Ungarn eine größere Eigenständigkeit zugestanden. Verbindendes Element der beiden Reichshälften war das Haus Habsburg, mit der Figur von Franz Joseph I., der als österreichischer Kaiser bzw. als ungarischer König viele Jahrzehnte regierte.
Während die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts eine vergleichsweise liberale Minderheitenpolitik mit sich brachte, wurde die ab den 1890er-Jahren verstärkende Assimilations- bzw. Magyarisierungspolitik von Deutschen und Kroaten als besonders belastend empfunden.
Die Jahrzehnte vor dem Anschluss an Österreich brachten das Entstehen einer vergleichsweise gutentwickelten Industrie und zahlreiche technische Innovationen. Eine besondere Bedeutung bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Region spielte die Eisenbahn.
Die Ausstellung setzt sich aber auch mit dem Alltagsleben der Menschen des ausgehenden 19. Jahrhunderts auseinander. In der privaten Lebenswelt der „Burgenländer“ gewann die Fotografie zunehmend an Bedeutung. Langsam hielt auch die Elektrizität Einzug in die Ortschaften Deutschwestungarns. Mit der Telegrafie und dem Telefon revolutionierte sich die Kommunikation und noch vor dem Weltkrieg rollten die ersten Automobile durch das Land. Am Ende stand mit dem Ersten Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20 Jahrhunderts“ und der Zusammenbruch der Monarchie.
Das Habsburgerreich wurde nach dem Willen der Siegermächte in Einzelstaaten aufgeteilt. Die Republik Österreich entstand auf Grundlage der Verträge von St. Germain und Trianon und es waren auch diese Verträge, welche die Angliederung Deutschwestungarns als eigenständiges Bundesland an die Republik Österreich ermöglichten.
Die Geschichte dieser Jahre wird mit zahlreichen noch nie veröffentlichten Fotografien, historischen Filmdokumenten aus österreichischen und ungarischen Archiven, durch authentische Lebensgeschichten sowie zahlreiche private Erinnerungsstücke in einer lebendigen Form erzählt. Die Exponate sind von den Burgenländerinnen und Burgenländern im Rahmen einer burgenlandweiten Sammelaktion zur Verfügung gestellt worden. Das Land Burgenland bedankt sich bei 81 Leihgeberinnen und Leihgebern.
Das Projekt wird von Dieter Szorger und Michael Achenbach kuratiert.