Jazz, freie Improvisation, Punkrock, Noise, Neue und Alte Musik, Einflüsterungen aus allen Weltregionen und den verschiedenen Künsten – anything goes. Mittendrin: Die Gitarristin Mary Halvorson. An einem Abend spielt sie einen seltsam zerrütteten Progrock, am nächsten freie Hardcore-Improvisationen mit dem Trompeter Peter Evans. Im Zusammenspiel mit Marc Ribot lässt sie die Gitarren krachen. Auch im Zentrum ihrer musikalischen Welt sind die widerstrebenden Kräfte zu spüren. Im Trio mit dem Bassisten John Hebert und dem Schlagzeuger Ches Smith, der die Musik auch gern einmal in Richtung Lärm wuchern lässt, offenbart die zierliche 31-Jährige drei starke Pole, zwischen denen sich bisweilen die Realitätsschichten aufzusplitten scheinen. Während die Klangarchitektin Halvorson sorgfältig Bauteile arrangiert, stapelt, schichtet, versieht Mary, die Pointillistin, sie mit zarten, filigranen Tonbildungen, mit Nuancierungen des Anschlags. Die Rebellin dagegen greift zu rüden Dissonanzen, die auf einer weiteren Ebene auch noch Restaromen von Großzügigkeit mit sich führen: Ich bin alles zugleich. Die originellste Jazzgitarristin dieses Jahrzehnts.
Mary Halvorson (g), John Hebert (b), Ches Smith (dr)
Aktuelle CD:
Saturn Sings – Firehouse 12 FH12-04-01-013