Der Hype um zwei enorm begabte Brüder, der freilich auch einige ganz normale Anfangsprobleme gnädigst unter den Tisch kehrte. Dass den Wasserfuhrs viel daran liegt, nicht nur als Modegag wahrgenommen zu werden, belegt schon der Umstand, dass sie sich mit ihrem nächsten Programm mehr als drei Jahre Zeit ließen. Inzwischen sind Julian und Roman eine Spur reifer und nahezu frei von jeglichem Epigonentum. Mehr noch: Die Abgeklärtheit, mit der sich beide inzwischen durch die Landschaft bewegen, dieser bewusste Verzicht auf alles Überflüssige, auf Schnörksel, Verzierungen und Rüschchen beeindruckt in hohem Maße. So steht das Interplay des Wasserfuhr Quartets mit dem superben Rhythmustruppe um den Bassisten Benjamin Garcia und dem Drummer Oliver Rehmann für eine Steigerung der Qualität. Nicht im Sinne von „Höher-Schneller-Weiter“. Die Losung, mit der sie auch im „Birdland“ zu Werke gehen, lautet: Weniger ist viel, viel mehr. Erst in diesem Klima beginnen der warme, flexible Ton Julians und das fantasievoll zeichnende Klavier Romans richtig zu atmen. Großes Jazz-Kino!
Julian Wasserfuhr (tp, flh), Roman Wasserfuhr (p), Benjamin Garcia (b), Oliver Rehmann (dr)
Aktuelle CD:
Upgraded In Gothenburg – ACT 9488-2/edelkultur