Für ganze zwei Konzerte kommt die inzwischen 82-jährige Avantgarde-Legende nach Europa. Einem großen Festival in Polen schließt sich ein kleiner, intimer, absolut rarer Clubauftritt im „Birdland“ an, um den Impresario Manfred Rehm seit Jahren kämpft. Nun also bearbeitet der radikalste, kompromissloseste, wütendste, modernste Pianist der Jazzgeschichte endlich den Bösendorfer-Flügel im Hofapothekenkeller, und die Fans werden aus Nah und Fern herbeiströmen. Dabei ist Taylors Musik immer noch ein Schock, seit über 55 Jahren. Als bewege man sich auf sicherem Boden, stürze plötzlich bodenlos in die Tiefe. Seit einem halben Jahrhundert versucht man ihn zu ignorieren, stehen sich fassungslose Begeisterung und konsequente Ablehnung gegenüber. Für die einen verkörpert er die geniale Verschmelzung von Kunst und Leben, die anderen laden ihm alle Schuld der Jazz-Welt auf. Cecil Taylor wurde nie altersmilde, besann sich nicht auf Blues, Bebop. Wie sein einziger überlebender „partner in crime“, der harmolodische Free-Jazz-Saxofonist Ornette Coleman, bewegt er sich weiterhin als musikalische Monade in einer Welt, die Kunst als Design und Überlebensdekoration versteht. Selbst in der reichen Geschichte des Neuburger Jazzclubs sucht dieses Konzert seinesgleichen!
Aktuelle CD:
Ailanthus/Altissima: Bilateral Dimensions Of 2 Root Songs – Triple Point Rercords 037
Cecil Taylor (p), Tony Oxley (dr)
1. BIRDLAND RADIO JAZZ FESTIVAL