Kuratiert von Harald Krejci
Der Mensch in einer labyrinthisch scheinenden Welt, von der er sich zu entfremden droht – Zbyněk Sekal zeigt in seinem Werk die Fragilität des Individuums auf. Seine anthropomorphen Gebilde stehen sinnbildlich für die menschliche Identität und für das Freiheitsbewusstsein in der Zeit des Kalten Krieges. Darin verarbeitet finden sich nicht nur persönliche Erlebnisse wieder, sondern auch Sekals Auseinandersetzung mit der Philosophie der Phänomenologie und des Existenzialismus. Die Ausstellung im Belvedere 21 zeigt den Triumph der menschlichen Kreativität über die Missgunst der Zeit. Die Beschäftigung von Zbyněk Sekal mit Gefangenschaft und Exil wirkt gerade in der heutigen krisenbedingten Umbruchstimmung aktueller denn je. Rund siebzig seiner Objekte werden in einer Inszenierung im Museum präsentiert. Die Ausstellung ist Teil eines Belvedere-Forschungsprojekts zur Kulturlandschaft Mitteleuropas in den 1960er- und 1970er-Jahren.
Zbyněk Sekal wurde bereits in den 1960er-Jahren in den avantgardistischen Künstler_innenkreisen Prags und Wiens sehr geschätzt. Sein Werk trägt die Spuren seiner Herkunft aus der Prager surrealistischen Tradition. Es umfasst frühe Malereien, Materialbilder sowie Skulpturen aus Bronze und Stein. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 emigrierte Sekal über Deutschland nach Wien. Hier entstanden neben Materialbildern und anthropomorphen Skulpturen seine „Schreine“, genannt Schránky. In ihnen manifestiert sich Zbyněk Sekals poetische Auseinandersetzung mit Einsamkeit und Isolation, mit dem Verschwinden sowie mit dem Gefangensein.