Prosperos Insel ist ein Nirgendirgendwo, ein Reich der Phantasie: Shakespeares Theater. Prospero, vor Jahren auf einer Insel gestrandet, inszeniert dort ein Stück der Strafe, Buße und Umkehr, will die Figuren seines Lebens für ihre Verbrechen zur Verantwortung ziehen. Doch sie kommen über ihre alten Rollen, die Wiederholung vergangener Verbrechen und Intrigen, nicht hinaus. Schließlich droht Prosperos Spiel von der Bestrafung in Rache umzukippen.
Prospero, der Menschlichkeit sucht, ist in Gefahr, sie selbst zu vergessen und findet ausgerechnet durch einen Luftgeist namens Ariel die Kraft zu Gnade und Vergebung. Diese für ihn übermenschliche Anstrengung verlangt ihm alles ab. Am Schluss zerbricht er, erlöst, erleichtert, aber auch resigniert, seinen Zauberstab, der ihm die Macht gegeben hat, über Zauber und Magie zu herrschen.
In der Wiener "Sturm"-Inszenierung gibt es nur drei Schauspieler. Drei zentrale Gestalten - Prospero, Ariel und Caliban - leben in Shakespeares Labor der Phantasie. Sie erfinden und durchleben Machtkämpfe, die bereits auf Becketts elementare master-servant-Konstellation verweisen. Und sie sehnen sich wie das Erdtier Caliban nach Verwandlung: um einer gelebten Liebe willen, die denkbar würde, wäre es ihm nur möglich, Prosperos schöne Tochter Miranda zu werden ...