Luc Bondy hat mit seinem ersten Roman (Paul Zsolnay Verlag) ein ungeheuer charmantes Capriccio geschrieben. Kunstvoll changiert es zwischen der Gegenwart des Erzählers und den unterschiedlichen Vergangenheiten, wobei der Autor keine Zweifel off en lässt, wo es sich besser lebt.
Nach einem Sanatoriumsaufenthalt ist Donatey in seine Zürcher Wohnung zurückgekehrt. Es quält ihn nicht nur die Stange im Rückgrat, die seine Wirbelsäule stabilisieren soll, sondern auch die Befürchtung, von Seraphine, seiner jüngeren Freundin, verlassen zu werden. Er trinkt Kaffee, raucht, blickt aus dem Fenster und erinnert sich: an die Jahrzehnte, die er als Assistent eines berühmten Regisseurs im Theater verbrachte; an die Großeltern, Offenbacher Juden, denen im letzten Moment die Emigration gelang; an Mathild, seine Mutter, die sich bis zu ihrem Tod weigerte, über die genauen Umstände der Flucht zu berichten; an Freunde wie den für seine zierlichen Gegenstände berühmten Bildhauer Ingo Licht oder an Piotr, den Pariser Anwalt kaukasischer Herkunft.
Luc Bondy, einer der führenden Bühnenregisseure der Welt und Intendant der Wiener Festwochen, wurde 1948 in Zürich geboren und hat bereits mehrere Werke veröffentlicht.