Die Opern Georg Friedrich Händels erlebten in den 1920er Jahren eine Wiederentdeckung, daher kam auch die Händelparodie Beggar’s Opera von John Gay und Christopher Pepusch wieder ans Licht. Bertolt Brecht schrieb auf der Grundlage einer Übersetzung der Beggar’s Opera (1728) von Elisabeth Hauptmann die Dreigroschenoper 1928/29 für das Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. Als er hörte, der avantgardistische Kurt Weill sollte die Musik liefern, fürchtete Brecht um die Eingängigkeit, aber die ersten Kostproben von Weills Songs überzeugten ihn.
Weill bediente sich sowohl damals aktueller Formen und Rhythmen als auch klassischer Schemata: Man findet Tango und Shimmy wie barocke Polyphonie und Arien – nur erhält alles bei Weill einen doppelten Boden; so wird zum Beispiel Peachums Morgenchoral ein provokantes Zerrbild protestantischer Arbeitsmoral. Das Stück insgesamt ist eine zynische Satire auf die Doppelmoral des Bürgertums in Zeiten des Kapitalismus. Weill selbst bezeichnete die Dreigroschenoper als „konsequenteste Reaktion auf Wagner“, die Ballade der Seeräuberjenny entstand in Absetzung zu Sentas Ballade in Der fliegende Holländer. Die Uraufführung war der Beginn eines Welterfolgs, der zwar durch die Verunglimpfung durch die Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ unterbrochen wurde, nach dem Zweiten Weltkrieg aber unaufhaltsam weiterging – die Aktualität des Stückes ist bis heute ungebrochen.