Ludwig XIV. empfängt den persischen Botschafter in der Galerie des Glaces in Versailles, Nicolas de Largillière (1656–1746) zugeschrieben, Paris, 1715, Öl auf LeinwandJunge Frau in georgischer Tracht, Iran, 2. Hälfte 17. Jahrhundert/Beginn 18. Jahrhundert, Öl auf Leinwand; PrivatsammlungHamed Sahihi, But in your head, Baby, I'am afraid you don't know where it is, 2010, Zwölf Stop-Motion-Filme, je 1:00 Min.

Sehnsucht Persien

Kunst im europäisch-persischen Dialog (1590–1720) und Gegenwartskunst aus Teheran.

Das Museum Rietberg präsentiert eine Sonderausstellung zu Persien/Iran und seinen vielfältigen Verflechtungen mit Europa. Die Schau mit rund 200 Werken konzentriert sich auf drei Themen: die künstlerische Beschäftigung mit Persien im barocken Europa, die Auseinandersetzung mit europäischen Bildern im safawidischen Persien (1590–1720) und Gegenwartskunst aus Teheran.
Vor 400 Jahren rückten Europa und Per­sien, der heutige Iran, näher zusammen: politisch, wirtschaftlich, kulturell und künstlerisch. Europa entsandte Handelsgesellschaften und Mönche; der Schah schickte seine Botschafter. Rubens kam in Kontakt mit persischen Miniaturen, Mohammad Zaman schuf Werke nach den italienischen und französischen Malern Guido Reni und Jacques Stella, die polnische Oberschicht übernahm persische Kleidersitten, und die persischen Künstler entdeckten den euro­päisch gekleideten Jüngling als erotisches Bildthema. Mit derselben Begeisterung wandten sich Reza Abbasi (tätig um 1590 bis 1635), Afzal al-Tuni (tätig zur Zeit Schah Abbas’ II., regierte 1642–1666) oder Mohammad Qasem (gestorben 1659) dem weiblichen Akt zu, den sie über Stiche kennengelernt hatten. Ihre Darstellungen reichen von unschuldiger Selbstvergessenheit bis zu offenherziger Wollust. Die beiden spätsafawidischen Künstler Mohammad Zaman (tätig 1649–1700) und ’Aliqoli Jebadar (tätig 1657–1716?) ent­wickelten schließlich einen neuen „fränkischen“ Stil, der europäi­sche Techniken und Themen aufgriff. Den Abschluss dieser Entwicklung stellen großformatige Ölgemälde dar, auf denen Mundschenkinnen, Leibwächter, Armenierinnen und Zeremonienmeister in üppigen Inte­rieurs gezeigt werden, die mit europäischen Luxusobjekten angefüllt sind. Beide, die ganzfigurigen Bilder wie auch die Miniaturen in „europäischer“ Manier, sollten die persische Kunst im 18. und 19. Jahrhundert noch nachhaltig beeinflussen.
Der jeweils andere faszinierte Okzident wie Orient und hinterließ seine besonderen Spuren. Heute ist der Austausch globalisiert. In Biennalen rund um die Welt treffen sich Kunstwerke aus West, Ost, Nord und Süd, unter anderem auch aus dem Iran. Die sieben in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler aus Teheran verwenden Elemente aus der Vergangenheit Persiens und kommentieren unsere Gegenwart. Sie kreisen um tiefere Sinnfragen und sind so allgemein verständlich.
bis 12. Januar 2014

Informationen

Museum Rietberg Zürich

Gablerstraße 15, CH-8002 Zürich

Tel. +41 (0) 44/206 31 31

http://www.rietberg.ch


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