August Horch, 1905

Pioniergeist der Automobilgeschichte

Im Zwickauer August Horch Museum – einer der jüngsten und schönsten Einrichtungen unter den rund 200 deutschen Fahrzeugmuseen – wird auf 3000 Quadratmeter Fläche in gekonntem Spagat die Vor- und Nachkriegsentwicklung sächsischer Automobilindustrie präsentiert.

Eine Besonderheit sind Standort und Gebäude: Dort, wo einst August Horch seine luxu­riösen Automobile konstruierte und baute, findet heute die museale Inszenierung ­automobiler Geschichte in all ihren Facetten statt. In der faszinierenden Ausstellung können sich Besucher nun sowohl an Horch- als auch an Audi-Automobilen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts delektieren. Das älteste Fahrzeug der Ausstellung ist ein grüner Horch 12/28 PS Phaeton aus dem Jahr 1911.
Beispiele der detailverliebten Inszenierungen: eine Tankstelle, an der eine Horch-375-Pullman-Limousine und ein Audi Typ SS „Zwickau“ halten, die Nachbildung eines Auto-Union-Stands auf der Automobilausstellung der IAA 1936 oder eine Geschäftsstraße mit am Rand geparkten DKW-Automobilen sowohl der Vor- als auch der Nachkriegszeit, wo in dem an der Straße gelegenen Tante-Emma-Laden verführerischer Schoko- und Kaffeeduft in der Luft liegen. In allen – teils überraschenden – Szenarien fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt und gewinnt ein Gefühl dafür, welch imposanten Eindruck beispielsweise das Horch-Sportcabriolet 853, in unterschiedlichen Grüntönen, für den Metalleffekt mit Fischschuppen lackiert, auf den Messebesucher des Jahres 1936 gemacht haben muss.
Dass auch DKW- und Wanderer-Fahrzeuge Teil der Ausstellung sind, ist dadurch zu erklären, dass sich Audi, DKW, Horch und Wanderer unter dem Druck wirtschaftlicher Schwierigkeiten 1932 zur ­Auto Union zusammenschlossen. Bis heute legendär sind die Motorsporterfolge bei den Grands Prix der Jahre 1934 bis 1939. Der für die dominierende Auto Union
von Ferdinand Porsche konstruierte Auto Union Typ C ist dann auch, wenn auch als Nachbau, im Museum vertreten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Demontagepolitik der Sowjetunion in der Ostzone überlebten beide Werke – Horch und Audi – als Reparaturbetriebe. Erstes neu produziertes Fahrzeug war der Lastwagen H3. Später kam ein neuer motorisierter Begleiter: der Trabant. Hatte man früher Holzrahmen mit Blech beplankt, so wurde jetzt ein Blechrahmen mit Kunststoffteilen versehen. Es war der Beginn des Duroplast-Zeitalters in der DDR, das ebenfalls im Zwickauer Museum nostalgisch präsentiert wird. Über 80-mal Chrom, Lack und Leder, über 500 PS (Auto-Union-Rennwagen), über 100 Jahre Automobilbaugeschichte, über 10 Gefühlswelten – überzeugend, überwältigend: Das sind die Superlative, mit denen das Zwickauer August Horch Mu­seum punktet. Viele Ideen, die hier ihren Anfang nahmen, prägten den gesamten Automobilbau Deutschlands. Pioniergeist und Erfindungsreichtum der über 100-jährigen Automobilbautradition kann man sehen, fühlen, hören und sogar riechen. Optische Höhepunkte sind immer wieder herrliche detailgetreue Szenarien, die für ein verblüffendes Zeitkolorit sorgen. Selbstverständlich können auch das originale Arbeitszimmer von Dr. August Horch sowie die Fabrikanten­villa, die er in den 1920er-Jahren bewohnte, betreten werden. Oder man nutzt die vielen interaktiven Möglichkeiten im Rundkino, im Pavillon, an den Bildschirmen. Sogar Platz nehmen ist erlaubt: im Audi 225.

Informationen

August Horch Museum Zwickau

Audistraße 7, D-08058 Zwickau

Tel. +49 (0) 375/27 17 38-0

http://www.horch-museum.de

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