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Zwischen Bedrängnis und Widerstand

Grafiken und Gemälde der Jahre 1933 bis 1945 aus der Sammlung Gerd Gruber. Eine Ausstellung der Cranach-Stiftung und der Lutherstadt Wittenberg.

Markt 4, D-06886 Lutherstadt Wittenberg

Der heute 60-jährige Sammler Gerd Gruber begann bereits im Alter von 15 Jahren, ­seine inzwischen mehr als 9000 Kunstwerke umfassende Kollektion aufzubauen, die vorwiegend Grafiken und Gemälde aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umfasst. Zu einigen Künstlern der klassischen Moderne unterhielt Dr. Gerd Gruber enge, zum Teil freundschaftliche Beziehungen; Künstler wie Marc Chagall oder Jean Hélion widmeten ihm Werke.

Die Ausstellung Zwischen Bedrängnis und Widerstand zeigt im Cranach-Haus und im Alten Rathaus der Lutherstadt Wittenberg zirka 150 Werke der Sammlung, die zwischen 1933 und 1945 entstanden sind, unter anderem von Käthe Kollwitz, Hans und Lea Grundig, Martin Pohle, Wilhelm Rudolph, Pablo Picasso und Gerhard Marcks. Die Künstler verweigerten sich den doktrinären Kunstauffassungen des NS-Regimes, setzten formal und inhaltlich die Tradi­tionslinie der klassischen Moderne fort und bildeten damit auch eine Brücke zur demokratischen Kunst nach 1945. Sie wurden dafür als „entartet“ verfemt, ihre Werke wurden aus den Museen entfernt und fielen zum Teil Vernichtungsaktionen anheim.

Die Künstler bezeugen zudem die Zustände im Dritten Reich: Sie zeigen Not und Verfolgung. Einige Werke entstanden in faschistischen Zuchthäusern, Gettos und Konzentrationslagern. Akribisch suchte Gruber nach dem künstlerischen und biografischen Nachlass dieser Künstler.

Leo Haas wurde von den Nazis in das ­Getto Theresienstadt verschleppt. Seine Skizzen vom Lagerleben waren bis 1945
in ­einem Versteck eingemauert. Bruno Gimpels letztes Aquarell zeigt einen jüdischen Friedhof. Kurze Zeit später nahm er sich das Leben, um der Deportation ins KZ zu entgehen. Otto Rischbieter wurde wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt und 1943 in Brandenburg hingerichtet. Er hatte in einem Gespräch vermutet, dass der Krieg wohl verloren sei. Eines der wenigen erhaltenen Werke ist Rischbieters Selbstporträt in der Sammlung Gerd Gruber.

Grubers weit mehr als 1500 Werke umfassender Fundus von etwa 400 Künstlern aus 28 Ländern dürfte wohl der bedeutendste Privatbesitz zu dieser Thematik sein. Der Bestand wird in einem Katalog dokumentiert.

Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung von Lotto Sachsen-Anhalt, der Sparkasse Wittenberg und des Kultusministeriums des Landes Sachsen-Anhalt.

Informationen

Ausstellungsorte: Teil I

bis 4. März 2012

Cranach-Haus, Markt 4

D-06886 Lutherstadt Wittenberg

Tel. +49 (0) 34 91/420 19 11

Führungen auf Voranmeldung

Mo–Sa 10–17 Uhr, So und Fei 13–17 Uhr

ab 1. November 2011 Mo geschlossen

24.–26. und 31. 12. 2011 und 1. 1. 2012 geschlossen

[email protected]

Teil II

bis 30. November 2011

Ausstellungshalle im Alten Rathaus

Markt 26, D-06886 Lutherstadt Wittenberg

Di–So 10–17 Uhr

Öffentliche Ausstellungsrundgänge am 12. November 2011 und 25. Februar 2012

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