Alexander Archipenko, Stehender weiblicher Torso, Bronze auf Marmorsockel, um 1920/22, Nachlass Sammlung Hanna Bekker vom Rath, Erich Heckel, Trägerin, Erle, bemalt, 1906, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Kiemer & Kiemer, Hamburg, © 2010 NachlasKarl Schmidt-Rottluff, Zwei Akte mit Negerplastik, Aquarell 1913, Sammlung Hermann Gerlinger im Museum Moritzburg, Halle, Saale,

BRÜCKE und Blaues Haus

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigt noch bis 20. Februar 2011 im Rahmen des großen Kooperationsprojekts „­Phänomen Expressionismus“ des Kulturfonds Frankfurt RheinMain unter dem Titel ­BRÜCKE und Blaues Haus/Heckel, Kirchner, Schmidt-Rottluff und die Sammlerin ­Hanna Bekker vom Rath eine Auswahl an 100 Werken zum Thema der menschlichen Figur.
Burgstraße 11, D-65719 Hofheim am Taunus

Die Ausstellung BRÜCKE und Blaues Haus konzentriert sich auf ein zentrales Sujet der drei Gründer der Künstlergemeinschaft „Brücke“, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff: die menschliche Figur. Ihren Holzschnitten werden Zeichnungen und Skulpturen an die Seite gestellt.

In ihrem „Blauen Haus“ in Hofheim am Taunus baute Hanna Bekker vom Rath seit 1920 eine der bedeutsamsten Sammlungen des deutschen Expressionismus auf. Der expressionistische Holzschnitt zählte zu den Schwerpunkten ihrer Sammlung. Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, Gründungsmitglieder der Künstlergemeinschaft Brücke, waren mit herausragenden Arbeiten vertreten. Karl Schmidt-Rottluff verbrachte produktive Aufenthalte in Hofheim am Taunus. 1932 kam er zum ersten Mal und kehrte bis 1972 regelmäßig dorthin zurück. Häufig traf er im „Blauen Haus“ seine Freunde, vor allem Erich Heckel und Emy Roeder.

Die Ausstellung BRÜCKE und Blaues Haus zeigt in diesem Kontext mehr als 40 grafische Werke der Brücke-Künstler zum Thema der menschlichen Figur. Ob als Einzelfigur oder als Gruppe, als Akt, als Ausdruck eines geistigen oder seelischen Zustands oder als individuelles Porträt – das Sujet der Figur nimmt im Holzschnitt der Brücke-Künstler eine absolute Vorrangstellung ein. Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Figur kann an ähnlichen Motiven verglichen werden: in der Haltung – Stehende, Hockende, Liegende –, im Einzelporträt, Selbstbildnis oder in der Figurengruppe, im Interieur oder in der Natur. In Einzelfällen wird die Ausführung auch in anderen Techniken vorgestellt, bei Heckel in der Skulptur Trägerin, bei Kirchner in der Zeichnung Liebespaar und in der Skulptur Rückschauende sowie bei Schmidt-Rottluff in dem farbstarken Aquarell Zwei Akte mit Negerplastik. Ergänzend werden Druckstöcke, Zeichnungen, Skulpturen und Objekte, Letztere aus dem Bereich der angewandten Kunst, präsentiert.
Zudem wird das Thema Figur in der eindrucksvollen grafischen Auseinandersetzung der Brücke-Künstler einer Auswahl von gut 40 Werken weiterer Künstler aus dem Sammlungsnachlass Hanna Bekker vom Raths gegenübergestellt. Es werden Skulpturen von Alexander Archipenko, Emy Roeder und Louise Stomps gezeigt, es finden sich Porträts und Köpfe von Hanna Bekker, Ida Kerkovius, Henri Laurens, Ludwig Meidner, Ernst Wilhelm Nay und Emil Nolde, und es sind Akte und Figuren von Alexej Jawlensky, Käthe Kollwitz und Rolf Nesch zu sehen. Karl Schmidt-Rottluff rundet die Präsentation mit Porträts von Hanna Bekker und Beispielen kunsthandwerklicher Arbeiten ab. Die Meisten dieser Künstler kamen als Gäste in ihr „Blaues Haus“ oder stellten in ihrer Galerie aus.
Einige Künstlerporträts der Malerin Hanna Bekker dokumentieren diese Künstlerfreundschaften, die auch und gerade während der Zeit des Dritten Reichs Bestand hatten. Dieser zusätzliche Aspekt belegt, wie sich das Thema des Projekts „Phänomen Expressionismus“ des Kulturfonds Frankfurt RheinMain am Beispiel der Malerin, Sammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath in Hofheim und der Region verorten lässt. Die rund 100 ausgestellten Werke stammen aus privaten und öffentlichen Sammlungen sowie aus dem Besitz des Stadtmuseums Hofheim.
Ein virtueller Rundgang durch die Räume des „Blauen Hauses“ wurde eigens für die Ausstellung rekonstruiert. Die Installation vermittelt einen Eindruck davon, wie sich Hanna Bekker vom Rath mit ihren Kunstwerken umgab und mit ihnen lebte.Katalog: 132 Seiten, 15 Euro, Henrich Editionen, Frankfurt am Main.
bis 20. Februar 2011

Informationen
Stadtmuseum Hofheim am Taunus
Burgstraße 11, D-65719 Hofheim am Taunus
Tel. (+49-61 92) 90 03 05
Mo geschlossen
www.hofheim.de

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