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Art déco – Schmuck und Accessoires der 20er-Jahre

Der Zeitgeist der „goldenen 20er Jahre“ brachte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein extravagantes Schmuckdesign hervor, das die Identität der emanzipierten Frau unterstrich. Strenges Raffinement und eine reduzierte Formensprache waren der neue Imperativ.
Jahnstraße 42, D-75173 Pforzheim

Großer Beliebtheit erfreuten sich dabei dekorative Gestaltungselemente aus Ägypten, Japan oder China und dort typische Materialien. Die großen Juweliere in Frankreich wie Boucheron, Cartier und Chaumet kombinierten Saphir, Smaragd und Amethyst mit mattiertem Bergkristall, setzten, an die ägyptische Antike erinnernd, farbige Steine wie Karneol oder Lapislazuli in Szene oder kreierten Schmuckstücke in geometrischen Formen, die mit weißen Diamanten ausgefasst waren. Japanischer Lack und Email, oft in Kombination mit Diamanten, waren typisch für Accessoires wie Dosen und Minaudièren. Zugleich wurde Modeschmuck salonfähig, denn nach den Kriegsjahren bewegte der Wunsch nach einem Hauch von Luxus alle Schichten. Die Ausstellung, die im Rahmen des 20er-Jahre-Kulturfestivals der Stadt Pforzheim stattfindet, zeigt Juwelenschmuck, Accessoires und Modeschmuck des Art déco aus Frankreich und Deutschland.
In Frankreich, dem Zentrum dieser Stilrichtung, war das 1858 gegründete Haus Boucheron vor allem für seine neuen Materialkombinationen bekannt. Charakteristisch an den Kreationen sind die betörende Couleur und die blumige Formgebung. „Zu den Stücken, die Louis Boucheron berühmt machten, gehörten Ketten, diamantbesetzte Broschen und Colliers mit wertvollen Steinen“, schreibt Christianne Weber-Stöber in Art-Déco-Schmuck. Zur Kollektion gehörten zudem Accessoires wie Zigarettenspitzen oder Puderdosen mit Eierschalendekor.
Die herausragenden Stücke der 1920er und 1930er Jahre von Cartier, einem der „Könige der Juweliere“, brachten dem Haus internationales Ansehen ein, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Entwerfer dieser Zeit. Beispielsweise ließ sich Charles Jacqueau des Öfteren von Originalen fremdländischer Kulturen im Louvre inspirieren.
Neben diesen Kreationen aus kostbaren Juwelen war Modeschmuck ein Phänomen der Zeit. Er wurde dadurch gesellschaftsfähig, dass die Pariser Modeschöpferin Coco Chanel den passenden „künstlichen Schmuck“ zu ihren Kollektionen entwarf und in ihren Kreisen einführte.
In Deutschland haben die Schmuckkunst der kurzen Epoche zwischen den beiden Weltkriegen vor allem einzelne Goldschmiedepersönlichkeiten geprägt. Daneben leisteten einige größere Werkstätten und Schmuckfabriken, die Modeschmuck herstellten, einen wesentlichen Beitrag. Dazu zählt die Firma Jakob Bengel aus Idar-Oberstein. Dort entstanden unzählige Varianten mondäner Ketten, vielfach aus Chrom und Kunststoff. In Pforzheim machte die Firma Gustav Braendle, Th. Fahrner Nachfolger Furore. Braendle traf genau die Bedürfnisse der Gesellschaft, die mehr und mehr auf serielle Fertigung setzte, ohne Abstriche bei der Gestaltung machen zu wollen.

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