© Toni Suter/T+T Fotografie© Toni Suter/T+T Fotografie© Toni Suter/T+T Fotografie

Individuum und Macht

Mit Gaetano Donizettis Oper „La Favorita” im UNESCO-geschützten Stiftsbezirk eröffnen die 9. St. Galler Festspiele. Das Tanzstück „Ignis” widmet sich der Idee der Vergänglichkeit, und das Konzertpublikum geht auf spanische Entdeckungsreise.

Der Mensch im Gefüge der Macht
Eine aufrichtige Liebe, unmöglich gemacht durch Macht, Normen und gesellschaftliche Pflichten, in denen der Einzelne gefangen ist – das ist das große Thema von Gaetano Donizettis Oper „La Favorita”. Diese Konstellation der Kräfte stellt die Inszenierung des Regisseurs Guy Montavon und das symbolartige Bühnenbild von Frank Irwin Kittel ins Zentrum. Die Um­gebung des Stiftsbezirks und die Kathedrale im Hintergrund schaffen für dieses Drama aus dem Spanien des 14. Jahrhunderts eine stimmungsvolle Atmosphäre. So spannungsgeladen die Handlung ist, mindestens ebenso intensiv ist der musikalische Ausdruck der 1842 in Paris uraufgeführten Oper. Oder mit den Worten Arturo Toscaninis ausgedrückt: „La Favorita ist durchweg schön. Der letzte Akt aber: jede Note ein Meisterwerk!“

Vergänglichkeit im Tanz
Der Vergänglichkeit widmet sich Marco Santi zusammen mit dem Komponisten Paul Giger und dem Klangkünstler ­Andreas Bosshard in dem Tanzstück ­„Ignis”. Vergänglichkeit wird von keinem Element so eindrücklich dargestellt wie von Feuer. Als eine der Referenzen für die Komposition von Paul Giger dient die Sequenz „O Ignis Spiritus“ von Hildegard von Bingen. Darin wird das Feuer, Symbol des Heiligen Geists, als ein Element verstanden, das jedem Organismus Leben einhaucht, und als
ein Prinzip geehrt, das widerstrebende Kräfte zur Einheit bringt. Das Colle­gium Vocale der St. Galler DomMusik und die Tanzkompanie setzen diese Gedanken im sakralen Raum um.

Spanische Klangwelten – das ­Konzertprogramm
Willibald Guggenmos führt unter dem Motto „El Órgano hispánico“ durch spanische Orgelklänge, die in Ravels Bolero gipfeln. Xavier Díaz-Latorre, einer der gefragtesten Kenner historischer Zupfinstrumente, bringt sein Programm „Fantasías y danzas del siglo de Oro“ mit der Urgitarre Vihuela und der Barockgitarre zum Klingen. Das Ensemble Corund, der einzige Profichor schweizweit, erfüllt unter der Leitung von Stephen Smith den Kirchenraum mit einem Meisterwerk der Renaissance: mit Tomás Luis de Victorias Re­quiem. In eine unbekannte und reizvolle Klangwelt entführt der Gambist und Cantaor Arcángel zusammen mit der Accademia del Piacere. Das Konzert „Da Pacem, Domine“ bewegt sich zwischen Flamencogesang und Barockmusik. Diese Idee greifen auch die Brüder Zapico des gleich­namigen Concerto Zapico auf: barocke Tanzmusik aus Spanien und Italien, mitreißende Tanzrhythmen in einer Mischung aus Hoch- und Volkskultur.
Als musikalische Entdeckungsreise durch Stilepochen präsentiert sich das Programm der 9. St. Galler Festspiele, als eine Ver­bindung von Vergangenem und Gegen­wärtigem. Abgerundet wird diese Tour d’Horizon mit dem klanglichen Glanz von Giacomo Puccinis „Messa di Gloria” in einem Festkonzert.
20. Juni bis 4. Juli 2014

Informationen und Tickets

St. Galler Festspiele

Museumstraße 2/24, CH-9004 Sankt Gallen

Tel. +41 (0) 71/242 06 06

[email protected]

http://www.stgaller-festspiele.ch


Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.