Ludwig von Hofmann (1861–1945), ­Idolino, um 1892, Öl auf Leinwand, Kunsthalle ­Bielefeld © Foto: Ingo Bustorf, VG Bild-KunstLeo Putz (1869–1940), Vanitas, 1896, Öl auf ­Leinwand © Sammlung Siegfried UnterbergerLovis Corinth (1858-1925): Salome II, 1900, Öl auf Leinwand, 127 x 147 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig © bpk I Museum der bildenden Künste Leipzig I Ursula Gerstenberger

Schönheit und Geheimnis

Der deutsche Symbolismus – die andere Moderne.In einer umfangreichen Übersichtsschau mit mehr als 150 Werken aus über 40 Museen und Sammlungen sowie aus zum Teil noch nie gezeigtem Privatbesitz stellt die Kunsthalle Bielefeld den deutschen Symbolismus vor.
Artur-Ladebeck-Straße 5, D-33602 Bielefeld

Wesentlich weniger erforscht und präsent als der fast gleichzeitig aufkommende Impressionismus, bewahren die mythologisch-märchenhaften Bildwelten des Symbolismus bis heute die ­Aura des Geheimnisvoll-Unergründlichen. Zwischen Natursehnsucht und Fortschrittsglauben, zwischen Tradition und Moderne tritt seit den 1870er-Jahren der Symbolismus als ein gesamteuropäisches Phänomen hervor. Ausgehend von den Vorreitern dieser Kunst, Arnold Böcklin, Hans von Marées und Anselm Feuerbach, zeigt die Ausstellung die thematische Vielfalt des deutschen Symbolismus, der seine Wurzeln in der Romantik hat und mit seinen Bildern einer paradiesisch zeitlosen Einheit von Mensch und Natur auf expressionistische Auffassungen vorausweist. Mit einer neuen Spiritualität reagiert er auf den Materialismus der Gründerzeit, auf die neuen, teils verstörenden Erkenntnisse aus Wissenschaft und Psychoanalyse und auf die rasante Entwicklung von Industrie und Technik. Die Symbolisten verherrlichen in Darstellungen von Hirtenidyllen und ungezwungenen Tanz­reigen gleichermaßen das Reine, Edle und Erhabene wie auch in bacchantischen ­Zügen die dunkel-triebhafte Seite des menschlichen Wesens.
Zu den großen Themen von Künstlern wie Franz von Stuck, Max Klinger, Ludwig von Hofmann bis zu Lovis Corinth gehören biblische Allegorien und antike Mythen, Träume, Visionen, Sexualität und Ekstase. Die Rolle der Frau erfährt ­eine Neubewertung, und das Verhältnis der Geschlechter zueinander wird infrage gestellt. So bilden die Gemälde Die Sünde Franz von Stucks und Lovis Corinths Salome Höhepunkte dieser Ausstellung.
Die Kunst verbindet Elemente der Tradition mit modernen Auffassungen und bedient sich einer akademisch-realistischen Malweise ebenso wie einer betonten Farbigkeit. So stellt die symbolistische Kunst im historisierend-mythologischen Gewand bereits die bürgerlichen Konventionen der wilhelminischen Gesellschaft zur Diskus­sion und wird zum Vorboten des gesellschaftlichen Wandels in der Endphase des deutschen Kaiserreichs. Die Ausstellung ermöglicht einen fesselnden Einblick in ­eine faszinierende, wieder neu zu entdeckende Epoche der Kunstgeschichte. Die Ausstellung wird von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld und den Stadtwerken Bielefeld gefördert.
24. März bis 7. Juli 2013

Informationen

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Kerber Verlag. Museumspreis 24,95 Euro, Buchhandelspreis zirka 45 Euro


Kunsthalle Bielefeld

Artur-Ladebeck-Straße 5

D-33602 Bielefeld

Tel. +49 (0) 521/329 99 50-19

www.kunsthalle-bielefeld.de

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