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Zeitreise über 30 000 Jahre bis in die Gegenwart

Gebirgsformationen von Nino Malfatti und Landschaftsbilder zwischen Bedrohung und Idylle eröffnen spannende Positionen zeitgenössischer Kunst.
Museumstraße 15, A-6020 Innsbruck

Bedeutende und umfassende Sammlungsbestände von der Kunstgeschichte über Archäologie, Geschichte, Naturwissenschaften und Musik machen das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu einem Museum von internationalem Rang. Als eines der fünf Häuser der Tiroler Landesmuseen ist es Teil und Spiegelbild der Identität Tirols.
Das Ferdinandeum nimmt seine Besucher(innen) mit auf eine Zeitreise durch 30 000 Jahre. Denn: Der kunstgeschichtliche und historische Rundgang führt von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Zu sehen sind unter anderem romanische und gotische Meisterwerke. Dazu zählt der Altar von Schloss Tirol aus der Zeit um 1370/72. Der älteste erhaltene Flügelaltar des Alpenraums gilt als wichtiges politisches Manifest seiner Zeit. Eine weitere Besonderheit ist die Artuqidenschale, in deren Innenschale sich ein Medaillon mit der Himmelfahrt Alexanders des Großen befindet und wahrscheinlich in einer byzantinischen Emailwerkstätte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angefertigt wurde. Des Weiteren verfügt das Museum über eine exquisite Niederländersammlung – darunter Rembrandt und Brueghel –, wunderschöne Biedermeierexponate und wertvolle Musikinstrumente, unter anderem von Jakob Stainer. Zeitgenössische Kunst findet sich in der Modernen Galerie, in der unter anderem Arbeiten von Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Richard Gerstl, Albin Egger-Lienz, Max Weiler, Alfons Walde und Markus Prachensky ausgestellt sind.

Retrospektive zu Nino Malfatti

Drei Sonderausstellungen im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum widmen sich in diesem Jahr der zeitgenössischen Kunst. Bis 22. April gibt eine groß angelegte Retrospektive erstmals einen Überblick über das umfangreiche Schaffen des Künstlers Nino Malfatti. Unter dem Titel Nino Malfatti – Die gemalte Zeit. Retrospektive 1968 bis 2011 werden Arbeiten aus den späten 1960er-Jahren bis zu seinen jüngsten großformatigen Bergbildern gezeigt.
Zu Beginn der 1970er-Jahre arbeitet Nino Malfatti mit Realitätsfragmenten im Bild, mit anonymen Bestandteilen der technischen Umwelt, wie Röhren und Treppen, die er auf der Leinwand zu einem eigenen architektonischen Gebilde zusammenfügt. In der Folge variiert der 1940 in Innsbruck geborene Künstler unter anderem Gläser oder Kleiderbügel in seriellen Kompositionen. Nicht ohne Grund wird damals der Begriff des „Realismus“ oder der „Neuen Sachlichkeit“ verwendet, wenn von der Präzision die Rede ist, mit der Malfatti diese Gegenstände in die Fläche setzt.
Fünf Jahre später reiht er Gegenstände aus der heutigen Arbeits- und Konsumwelt aneinander. Hammer und Sichel, Schuhleisten oder Pflüge, serienmäßig miteinander kombiniert und mit Naturfragmenten versehen, lassen sich in erster Linie als reine Malerei und zugleich aber auch als kritische Fragestellungen und ironische Andeutungen an gesellschaftliche Verhaltensweisen verstehen.
Mit diesen Darstellungen alltäglicher Gegenstände, die zu spannungsvollen Kompositionen verschachtelt werden und somit ständig die Grenze von Realität und Fiktion überschreiten, ist der Künstler 1977 auch auf der documenta VI vertreten. Ab etwa 1980 widmet er sich zunehmend der Abbildung von Landschaften, in die sich gewöhnliche Maschinenobjekte wie Flügelschrauben, Scharniere oder Getriebestangen einfügen. Es entstehen skurrile Atmosphären, die auf humorvolle Weise mit Doppeldeutigkeiten spielen.
Seit Mitte der 1980er-Jahre sind das ausschließliche Thema seiner Bilder die Berge. In Berlin hat er diese zwar nicht mehr vor der Haustür, er hält sie jedoch während seiner Aufenthalte in Tirol in zahlreichen Skizzen, Studien und Fotografien fest. Davon ausgehend, malt er zumeist aus ihrem Kontext gerissene alpine Hochgebirgsformationen, Felsen oder Steinbrüche, die er als völlig abstrakte Gegenstände neu definiert und deren unerschöpflichen malerischen Reichtum er sich erschließt. Auf der Leinwand entstehen eigengesetzliche und sinnliche Welten, die mit Motiv und Wiedererkennbarkeit nur noch äußerlich verbunden sind und aus denen er die Bildfindung definiert.

bis 22. April 2012

Landschaft zwischen Bedrohung & Idylle

Höhepunkt des Ausstellungsprogramms im Ferdinandeum in diesem Jahr ist die Schau Blickwechsel. Landschaft zwischen Bedrohung & Idylle. Von der Neuen Sachlichkeit bis heute. Mit Franz Radziwill, Rudolf Wacker und Franz Sedlacek werden drei der herausragenden internationalen Positionen aus der Periode der Neuen Sachlichkeit präsentiert. Ihre Bilder wirken auf den ersten Blick wie idyllische Landschaftsmalereien, rufen aber zugleich eine subtile Unbehaglichkeit hervor, betrachtet man die Darstellung von Städten, die unmerklich zerfallen und menschenleer sind.
Nach 1945 findet die bei diesen drei Künstlern zwischen magisch-fantastisch und sachlich-kritisch angelegte Sicht der Welt ihre Fortsetzung bei Anton Lehmden und Max Peintner. Die Sonderausstellung zeigt Landschaftsbilder dieser fünf Persönlichkeiten und geht den Veränderungen in ihrer Wahrnehmung nach.

1. Juni bis 28. Oktober 2012

Georg Salner: Multiple Identität

Im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Herbst steht der in Wien lebende Tiroler Künstler Georg Salner. Seine zumeist in Serien entstandenen Arbeiten verstehen sich als analytische Erweiterungen von Malerei und als praktische Ergebnisse einer Ausdifferenzierung des künstlerischen Gestaltungsprinzips „Tafelbild“. Nichtsdestoweniger widmet er jedem Einzelbild große Sorgfalt. Das Prozedere des Malens ist für ihn ein konzeptueller Prozess, basierend auf einem komplexen Denkschema, das in puncto Form, Farbe und Theorie seine Ansprüche stellt. In der für die Ausstellung im Ferdinandeum geschaffenen Serie begegnet der Betrachter einer Synthese von geometrischer Abstraktion, Medienkunst und Ölmalerei.

5. Oktober 2012 bis 20. Januar 2013

Informationen

TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM

Museumstraße 15, A-6020 Innsbruck Tel. +43 (0) 512/59 4 89-9 Di–So 9–17 Uhr, geschlossen am 25. 12. und 1. 1.

www.tiroler-landesmuseen.at

AFTER WORK: KUNST IN KÜRZE

bis 22. Juni jeden Freitag um 16 Uhr (außer am 6. 4., 18. 5. und 8. 6.) Lassen Sie bei Kunst und einem Glas Prosecco die Woche ausklingen! Kurzführung zu einem Überraschungsbild aus den aktuellen Ausstellungen oder aus den Beständen des Museums. Zirka 45 Minuten, keine Anmeldung. Eintritt: € 6,–/€ 2,– (Studierende, Mitglieder des Ö1-Clubs)

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