Stadt RudolstadtSchillerhaus in RudolstadtGemälde von Friedrich Schiller, Schillerhaus Rudolstadt

Rudolstadt – Schillers heimliche Geliebte

Das Schillerhaus Rudolstadt öffnet am 9. Mai 2009 seine Pforten.
Schillerstraße 25, D-07407 Rudolstadt

In welcher Stadt Goethe und Schiller starben, hat sich herumgesprochen, wo aber liefen die beiden Geistesriesen einander erstmals über den Weg? In Rudolstadt.
Dass Friedrich Schiller in Marbach geboren wurde, wissen nicht nur Schwaben, aber wo erblickte seine bessere Hälfte, Charlotte von Lengefeld, das Licht der Welt? In Rudolstadt.
Und dass Schiller, obwohl kein Don Juan, sich zwischen Charlotte und ihrer Schwester Caroline zunächst nicht entscheiden konnte, ist kein Geheimnis mehr. Wo aber fand die verzwickte und aufregende Ménage à trois statt? In Rudolstadt.
Ab 9. Mai 2009 nun wird die Stadt am Ufer der Saale um eine Attraktion reicher. Dann nämlich öffnet das dortige Schillerhaus seine Pforten. In Zeiten, wo Museumsschließungen zur Normalität gehören, vernimmt man eine solche Nachricht mit freudigem Staunen. Aber das Beulwitzsche Haus ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Um 1720 erbaut, gehörte es seit 1774 Hofrat Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz, dem Ehemann von Caroline von Lengefeld, der späteren Schwägerin Schillers. Der Kreis derer, die sich dort Ende des 18. Jahrhunderts zu geselligen Abenden im Salon trafen, ist ausgewählt: Johann Gottfried Herder, Frau von Stein, die Brüder Humboldt, Johann Gottlieb Fichte, Carl Ludwig von Knebel sowie eben Goethe und Schiller, die einander hier im September 1788 trafen.
Das Museum erzählt von dieser für die Weltkunst so folgenreichen Begegnung, vom Alltag der Familien Beulwitz und Lengefeld, von der Regentschaft der aufgeklärten Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und vom wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der Region am Vorabend der Französischen Revolution 1789.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Schiller und die beiden jungen Frauen, die für ihn jenen Sommer 1788 unvergesslich machen sollten, Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld. Ihre leidenschaftliche Beziehung wird ebenso gezeigt wie ihre Gespräche, die gemeinsame Lektüre im Garten des Hauses oder die literarischen Projekte, mit denen sich Schiller in dieser Zeit beschäftigte. Bei der Gestaltung der Räume konnten die Museumsmacher auf Rudolstädter Quellen zurückgreifen, erhielten aber auch kostbare Leihgaben aus dem Schillerarchiv in Marbach: Gemälde, Möbel, Geschirr und Schreibzeug.
Eine Würdigung erfährt auch Louise von Lengefeld, Schillers freundliche Schwiegermutter, die „chère mère“. Im Restaurant im Erdgeschoss des Schillerhauses hat der Besucher dann später die Möglichkeit, einige ihrer Gerichte zu probieren.
Überhaupt haben die Museumsmacher den Anspruch, den Geist des Beulwitzschen Hauses in alter Frische wieder aufleben zu lassen, indem sie Bildung und Vergnügen miteinander verbinden. Vielfältige Veranstaltungen im Museum selbst und im angrenzenden Garten sind geplant, Lesungen, Diskussionen, Konzerte, sodass die Besucher beim nahen Abschied wie Schiller denken mögen: „Es ist hier eine herrliche Gegend, und im Beulwitzischen und lengefeldischen Hause habe ich mich überaus wohl gefühlt“ (Schiller an Gottlieb Hufeland am 20. August 1788).

Informationen
Schillerhaus Rudolstadt
Tel. (+49-36 72) 48 64 70
April bis Oktober: Di–So 10–18 Uhr
November bis März:
Mi–So 10–17 Uhr

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