Stift Ossiach © Markus SiberGautier Capuçon © Gregory BatardonFanny Clamagirand © Laetitia CaretteAndreas Schaerers Band Hildegard lernt fliegen © Reto AndreoliCarolina Eyck © Christian HüllerFerruccio Furlanetto © Igor Sakharov

Moderne trifft auf Tradition – ein Festival der Kontraste, nicht nur der musikalischen

Seit nunmehr 45 Jahren zählt das Festival Carinthischer Sommer mit seinen Hauptspielstätten Ossiach und Villach zu den bedeutenden Musikfestivals in Österreich.
Ossiach 1, A-9570 Ossiach

Das Festival umfasst einen weiten Bogen von Veranstaltungen – von alter bis neuer Musik, von Klassik bis Jazz und Welt­musik. Genauso vielfältig wie das Programm sind auch die Spielstätten, die jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Tradition trifft auf Moderne – Spielstätten wie die Bergkirche Tiffen und das aus dem 11. Jahrhundert stammende Stift Ossiach mit ihrer idyllischen Lage direkt am Ossiacher See alternieren mit dem Omya-Werk in Gummern und dem Congress Center in Villach.
Eröffnet wird der Carinthische Sommer am 12. Juli mit der Aufführung des Kammeroratoriums Elisabeth von Thüringen des Kärntner Komponisten Nikolaus Fheodoroff. Zwei große Orchesterkonzerte stehen gegen Festivalende auf dem Programm: am 18. August­ Wladimir Fedosejew mit „seinem“ Tschaikowsky-Orchester Moskau und am 27. August Andris Nelsons mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra und Rudolf Buchbinder. Das Schlusskonzert rundet auch den Beethoven-Schwerpunkt des Festivals ab, der mit Mauricio Kagels legendärem Film Ludwig van am 16. Juli seinen Anfang nimmt. Werke von Beethoven werden auch an den Soloabenden von Rudolf Buchbinder (18./19. Juli) sowie am 17. Juli beim Konzert der französischen Violinvirtuosin Fanny Clamagirand mit der Wiener Kammerphilharmonie erklingen.
1 + 1 = 3? Überraschenderweise geht diese Gleichung beim Carinthischen Sommer auf: Darius Milhauds Streichquartette Nr. 14 und 15 gelangen nicht nur separat zur Aufführung, sondern werden vom Mandelring- und dem Minetti-Quartett (26. Juli) auch gleichzeitig gespielt. Das dann entstehende Oktett legt als selbstständiges Werk ein beredtes Zeugnis von Milhauds kontrapunktischer Meisterschaft ab.
Highlights der Vokalmusik sind die Liederabende von Ferruccio Furlanetto, der mit einem im Zeichen von Rachmaninow und Mussorgski stehenden Programm nach Ossiach zurückkehrt (19. August), und von dem bekannten Kärntner Tenor Helmut Wildhaber (24. August), der sich unter anderem dem heimischen Liedgut von Günther Mittergradnegger und Thomas Koschat (100. Todestag) widmet.
Auch der Arnold Schoenberg Chor ist
mit einem interessanten Programm zu Gast (27. Juli): Zwei Werke der zeitgenössischen Komponisten Till Alexander Körber und Yevgen Gembik werden umrahmt von Bach-Motetten. Yevgen Gembiks
Die Erkenntnis Gottes wurde 2013 mit dem Nikolaus-Fheodoroff-Kompositionspreis ausgezeichnet und feiert bei diesem Konzert ihre Uraufführung.
Auf eine dämonische Reise laden der Burgschauspieler Martin Schwab und das Merlin-Ensemble (6. August). Doktor Johann Faust, eine Geschichte über den Pakt mit dem Teufel, wird zu Musik von Ludwig van Beethoven, Franz Liszt und Robert Schumann mit Texten aus vier Jahrhunderten, unter anderem von Christopher Marlowe und Hermann Hesse, beleuchtet. Ein weiterer Schauspieler von internationalem Ansehen tritt am 25. August auf. Kammerschauspieler Peter Matić und der Pianist Clemens Zeilinger nähern sich dem Element Wasser, das in seinen verschiedenen Aggregatzuständen in Wort und Ton beschrieben und zum Klingen gebracht wird.
Auch interessant scheint die Frage, ob man ein Instrument zum Ertönen bringen kann, ohne es zu berühren. Das Konzert des finnischen Lapin Kamariorkesteri, des nördlichsten Berufsorchesters der EU, unter der Leitung von John Storgårds mit der österreichischen Erstaufführung des Thereminkonzerts Acht Jahreszeiten von Kalevi Aho belehrt eines Besseren (7. August). Das Theremin ist das einzige verbreitete Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird. Allein durch Handbewegungen werden auf dem Instrument Klänge und Töne erzeugt, und das Publikum wird in eine Welt der ungewöhnlichen, futuristischen, ja magischen Klänge entführt. Die Solistin des Abends, Carolina Eyck, begann schon im Alter von sieben Jahren, das Thereminspielen bei Lidia Kawina, der Großnichte von Leon Theremin (dem Erfinder des Instruments), zu erlernen und zählt heute zu den bekanntesten Theremin­interpreten der Welt.
Im Stiftshof Ossiach finden traditionell drei Freiluftserenadenkonzerte statt, in
der diesjährigen Festivalausgabe mit dem ­Ensemble Prisma Wien (14. Juli), den Wiener Sängerknaben (22. Juli) und
der Carinthischen Bläserphilharmonie (12. August). Weitere Highlights des Festivals sind Konzerte mit dem Duo Gau-tier Capuçon und Jean-Yves Thibaudet (13. Juli), mit dem Wiener KammerOrchester und dem 13-jährigen Geigenwunderkind Daniel Lozakovitj (11. August) in der Stiftskirche.
Ergänzt wird das Klassikprogramm durch die beliebte Konzertschiene „cs_alternativ“, die sieben überaus kontrastreiche Veranstaltungen umfasst. Von Stimm­akrobatik mit Andreas Schaerers Band Hildegard lernt fliegen (21. Juli) über schön-schaurige Weltmusik von Gourmet aus Finnland (10. August) bis hin zum Aufeinandertreffen von Renaissancemusik und Jazz (Folias de España, 21. August). Uraufführungen bereiten Susanna Ridler (20. Juli; zu Texten von Gert Jonke) und die österreichischen Jazzmusiker von Kompost3 (15. Juli). Ein besonderes Erlebnis wird das Konzert von Mnozil Brass, die 2014 ihr 20-jähriges Bestehen feiern und mit ihrem Jubiläumsprogramm „Happy Birthday“ am 31. August nach Villach kommen.
Auch der Nachwuchs kommt nicht zu kurz: Die MusikTheaterTage für Kinder zeichnet 2014 eine ganz besondere Kooperation aus. Die Textvorlage für die Kinder­oper Gries, Brei und die verschwundenen Kinder, zu der Thomas Doss die Musik geschrieben hat, wurde erstmals von einer Schülergruppe der Schreib-Musik-Werkstatt des Villacher Peraugymnasiums er­arbeitet. In einem 10-tägigen Kurs kön-nen Kinder Bühnenluft schnuppern und stehen bei der Abschlussaufführung am 16. August selbst auf der Bühne.
12. Juli bis 27. August 2014

Informationen
Carinthischer Sommer|Festival Ossiach-Villach
Ossiach 1, A-9570 Ossiach
Tel. +43 (0) 42 43/25 10
[email protected]
http://www.carinthischersommer.at

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