Franz Welser-Möst © Christian HerzenbergerDennis Russell Davies © Christian HerzenbergerCompetizione dell'Opera © Reinhard WinklerOtto Schenk © privatChristiane Hörbiger © privatDie drei Pintos © Moskauer Kammeroper Boris Pokrovsky

Entdeckungen

Beim Internationalen Brucknerfest Linz 2014 sind jeder Tag, jede Veranstaltung eine weitere Entdeckung, wie auch der diesjährige Titel besagt.
Untere Donaulände 7, A-4010 Linz

„Wir freuen uns sehr über die erstmalige Kooperation mit den Sankt Florianer Brucknertagen, die das Internationale Brucknerfest Linz noch näher an die Wirkungsstätte Anton Bruckners führt“, sagt Hans-Joachim Frey, künstlerischer Leiter der LIVA/Brucknerhaus.
Unmittelbar nach den Brucknertagen St. Florian bringt der Verein EntArteOpera in Kooperation mit dem Brucknerfest ein umfassendes Programm in die ­Tabakfabrik Linz. Walter Braunfels’ Oper Der Ulenspiegel, uraufgeführt 1913, ist ­eine Wiederentdeckung wert, galt der Komponist doch für die Nazis als „ent­artet“ und geriet in Vergessenheit. Als Ergänzung zu dieser Oper, die Till Eulenspiegel zum Titelhelden hat, widmet sich die Ausstellung Swing tanzen verboten! Unterhaltungsmusik nach 1933 zwischen Widerstand, Propaganda und Vertreibung ebenfalls einer Musikrichtung, die den Nazis verhasst war: Operette und Unterhaltungsmusik galt als modern, frivol und jüdisch – der Gegenentwurf zur Nazi­ideologie und dementsprechend heftig bekämpft. Weiters zu Gast im Konzert zur Ausstellung ist Zeitzeuge Charles Kálmán, und Erika Pluhar wird aus Ernst Křeneks Reisebuch Verbotene Klänge lesen.

Jeden Tag eine Entdeckung
„Mit den zahlreichen Kooperationen erstarkt das Festival erneut: Nicht nur das Brucknerhaus mit seiner 40 Jahre währenden Geschichte ist wichtiger Veranstaltungsort. Dazu gesellen sich Sankt Florian, die Tabakfabrik Linz und der Posthof für zwei Produktionen der Moskauer Kammeroper Boris Pokrovsky, 2013 erstmals zu Gast in Linz. Die Competizione dell’Opera, der internationale Gesangswettbewerb der italienischen Oper, findet zum ersten Mal im Rahmen einer großen Gala im Musiktheater Linz statt“, sagt Hans-Joachim Frey.

The Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst
Gleich dreimal zu Gast ist das wunderbare Cleveland Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten, Franz Welser-Möst, der diese Konzerte zwei Komponisten widmet: Johannes Brahms und Jörg Widmann – eine einzigartige Gelegenheit, alle vier Brahms-Symphonien in chronologischer Reihenfolge zu erleben und seine musikalische Entwicklung dabei wahrlich zu erhören. Für Brahms waren seine Symphonien immer Angelegenheiten auf Leben und Tod, die 4. Symphonie setzte den Schlusspunkt, der Kampf um Leben und Tod war zu Ende, der Tod hatte gesiegt. Jörg Widmann, Jahrgang 1973 und somit 140 Jahre jünger als Brahms, ist gleichermaßen als Klarinettist und Komponist erfolgreich: Sein Flötenkonzert aus dem Jahr 2011 ist dem ersten Flötisten des Cleveland Orchest­ra, Joshua Smith, gewidmet und stand am Ende einer zweijährigen Residenz bei diesem Orchester und einer engen Zusammenarbeit mit Welser-Möst. Teufel Amor aus dem Jahr 2012 widmet sich der „teuflischen“ Kraft der Liebe, über die Widmann meint: „Mehr als alles andere ist doch die Liebe immer beides: Himmel und Hölle, Lust und Leid, Paradies und Schlangengrube. Der vom Liebespfeil Getroffene ist auch immer ein vom Pfeil verwundeter Mensch. Das schillersche Fragment hat meine Fantasie melodisch beflügelt.“
Das Bruckner Orchester Linz wird wieder das Eröffnungskonzert am 14. September bestreiten – das als voestalpine Klassische Klangwolke in den Donaupark Linz übertragen wird – sowie in der Stiftsbasilika Sankt Florian und im Musiktheater spielen. Weiters gastieren die Tschechische Philharmonie (29. September) sowie die Armenische Philharmonie Jerewan (5. Oktober) im Brucknerhaus.

Uraufführung mit Auftragswerk
Mit der Kammeroper alea erlebt das Internationale Brucknerfest Linz 2014 die Uraufführung einer Kammeroper von Michael Hazod (25. und 27. September, 1. Oktober, Tabakfabrik Linz). „Der Komponist stellt nach Originalzitaten von Adam Graf Herberstorff und Georg Erasmus Tschernembl zwei Gegenpositionen musikalisch dar“, erläutert Thomas Kerbl, musikalischer Leiter der Kammeroper. „Herberstorff hielt 1624 eine Rede vor dem oberösterreichischen Landtag in Linz, in der er die Gründe für sein Handeln während der Gegenreforma­tion darlegte. Tschernembel notierte kurz vorher seine Memorabilia. Aus dem Auf­einanderprallen zweier Religionen entstand die Kammeroper und daraus eine besondere Raumlösung.“ alea ist ein Auftragswerk des Internationalen Brucknerfests Linz 2014.

Seltenes aus der Opernwelt
Die Chance auf zwei Opernentdeckungen bietet die Moskauer Kammeroper Boris Pokrovsky. Carl Maria von Webers Die drei Pintos, eine „scherzhafte Oper“, entstand in den 1820er-Jahren, wurde jedoch nie vollendet. Seltsame Geschichten ranken sich um dieses Werk: Webers Manuskript sei nach seinem Tod von einem der Trauergäste gestohlen worden, ist eine Vermutung, die sich nie bestätigen ließ. Das Material ist jedenfalls verschwunden, nur ein detaillierter dramaturgischer Plan blieb erhalten. Diesen erbte Webers Enkel Carl, der mit Gustav Mahler bekannt war. Und dieser nahm sich des Werks an und vollendete es im Sinne Webers, die Uraufführung fand 1888 in Leipzig statt.
Zwei Jahre zuvor war Leo Tolstois Er­zählung Kholstomer – Der Leinwandmesser erschienen. Entgegen der Vermutung, es handle sich um einen Tuchhändler, ist ein Pferd titelgebend, dessen breiter Gang ihm den Namen eingebracht hat und der als alter Wallach auf sein Leben zurückblickt. Die Musik stammt vom 1947 geborenen Vladimir Kobekin, der besonders für seine Opernkompositionen bekannt ist.

Regional bis fernöstlich
Das Ensemble 09 bringt mit Himmel. Rochaden und Paraphrasen zu Olivier Mes­siaen von Peter Androsch ein Stück, dem Didi Bruckmayr seine Stimme verleiht. Mit der Ju Percussion Group kommt das älteste professionelle Schlagwerkensemble Taiwans erstmals nach Linz.
Hermann Beil rezitiert aus Leo Tolstois Kreutzersonate, dazu spielt das Merlin-Ensemble Wien eine Rekonstruktion von Till Alexander Körber (24. September). Maxi Blaha bringt mit ihrem Programm Feuerseele eine Hommage an Bertha von Suttner zum 100. Todestag der großen österreichischen Friedensforscherin, Schriftstellerin und ersten Nobelpreisträgerin.

Schenk, Hörbiger, Tötschinger
Mit Otto Schenk, Christiane Hörbiger und Gerhard Tötschinger sind weitere große Namen beim diesjährigen Interna­tionalen Brucknerfest Linz zu Gast. Auf www.brucknerfest.at finden sich noch weitere Entdeckungen, mit denen das diesjährige Festival aufwarten kann.

Hauptsponsor voestalpine 
Als exklusiver Hauptsponsor unterstützt die voestalpine wie schon im Vorjahr das Internationale Brucknerfest Linz und damit ein Festival, das einlädt, internationale Künstlerinnen und Künstler von allerhöchstem Niveau für sich zu entdecken, und für diesen Anspruch weit über Linz hinaus anerkannt ist.  
13. September bis 5. Oktober 2014

Informationen & Karten
Brucknerhaus Servicecenter
Untere Donaulände 7, A-4010 Linz
Tel. +43 (0) 732/77 52 30
[email protected]
www.brucknerhaus.at
www.brucknerfest.at

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