Lehmbruck Museum, © Lehmbruck Museum, Foto: Jürgen Diemer. Wilhelm Lehmbruck, Mutter und Kind (1907), © Lehmbruck Museum, Foto: Werner HannappelAlberto Giacometti, Frau auf dem Wagen (um 1945), © Fondation Giacometti, Foto: Britta LaurerWilhelm Lehmbruck, Die Kniende (1911), © Lehmbruck Museum, Foto: Jürgen DiemerPaul Thek, Pyramidales Selbstbildnis (1966/67), © The Estate of Paul Thek, Foto: Octavian Beldiman

Eine große Idee – 50 Jahre Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum, eine der wichtigsten Museumsarchitekturen der Moderne, feiert Geburtstag.

Die Architektur des Lehmbruck Museums ist bis heute einzigartig in ihrer Gesamtwirkung. Sie beruht auf der Verbindung ­zweier Baukörper, die in ihrer Architektursprache unterschiedlicher nicht sein könnten: des in die Erde geduckten Körpers aus Beton des Lehmbruck-Trakts und seines Konterparts, der sich anschließenden gläsernen Museumshalle, die an Transparenz und Durchlässigkeit nicht zu überbieten ist.
Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des Museums fand am 14. Juni 2014 die Neueröffnung des sanierten Lehmbruck-Trakts statt. Zu erleben sind dort die einzigartige Symbiose der Skulpturen Lehmbrucks und der speziell für sie entworfenen Architektur in ihrer ursprünglichen Form des Jahres 1964.
In seinem architektonischen Gegenpart, der Großen Glashalle, macht der britische Künstler Tino Sehgal den Auftakt zur ­Reihe der Jubiläumspräsentationen Sculpture 21st. Bei seinem Stück Kiss bewegen sich zwei Tänzer, die Interpreten, im Raum wie in einem endlosen Kuss gefangen. Es entsteht eine noch nie erlebte Intensität im Wechselspiel zwischen Distanzierung und Annäherung: Das Paar erschafft mit seiner Präsenz und seinen Bewegungen eine andere, emotionale Dimension. Es führt einen stummen Dialog mit den Skulpturen, die sich mit ihm im selben Raum befinden. Ausgewählt hat Tino Sehgal Werke von Georg Kolbe, Hans Stangl, Waldemar Grzimek, Max Bill und Norbert Kricke.
Unter dem Titel Sculpture 21st zeigen in den kommenden sechs Monaten einige der wichtigsten Bildhauerinnen und Bildhauer der Gegenwart ihre Werke in der ikonischen Glashalle, darunter international bekannte Künstlerinnen und Künstler wie Monika Sosnowska, die im Rahmen von Sculpture 21st ein begehbares Haus in die Glashalle des Museums bringt. Sosnowskas skulpturale Architektur reflektiert die Bedingungen ihrer Umgebung. Eine andere Möglichkeit, den musealen Raum neu zu denken, findet Erwin Wurm mit seinen neuesten Abstract Sculptures. Eigenwillig deutet er das ästhetische Prinzip der Abstraktion um und schafft Skulpturen, die abs­trakt und gegenständlich zugleich sind. Humor ist eines der stärksten Momente im Werk von Erwin Wurm, um rationale Zugänge außer Kraft zu setzen. In seinen One Minute Sculptures bringt er die Museumsbesucher dazu, selbst zur Skulptur zu werden.
Künstler wie Tino Sehgal, Erwin Wurm und auch Monika Sosnowska stellen die Frage nach neuen Zugängen zum Mu­seum. Sie aktivieren Erfahrungsdimensionen, die wir zuvor nicht kannten und noch nicht entdeckt haben. So nutzen sie die Kraft des Museums, um dem Emotionalen, dem nicht Sagbaren, dem Verdrängten und Unsichtbaren Raum zu geben. Die architektonische Organisation des Lehmbruck Museums wirkt erstaunlich verstärkend auf ihre Kunst. Die Rezep­tionsmodi der Skulptur des 21. Jahrhunderts finden ihre Entsprechung in der offenen Raumanordnung der sich ineinanderschiebenden Raumebenen des Museums. Sie geben keine festgelegte Richtung vor, sondern schaffen Raumpotenziale, Potenziale für eine andere Vorstellung vom Museum. Das Museum für die Skulptur des 21. Jahrhunderts kann ein Ort der besonderen Wahrnehmung und ästhetischen Erfahrung sein, die nur hier möglich sind.

Sculpture 21st
Neueröffnung Lehmbruck-Flügel
Neupräsentation Skulptur der Moderne
bis 18. Januar 2015

Informationen
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum
Zentrum Internationaler Skulptur
Düsseldorfer Straße 51, D-47049 Duisburg
Tel. +49 (0) 203/283 26 30 und 283 32 94
www.lehmbruckmuseum.de

Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.